
22.1.2025 Back to Saudi Arabia
Tatsächlich verlassen wir am Morgen den Persischen Golf in Katar endgültig. Ich kann es fast nicht glauben - bleiben wäre eine Option gewesen...
Rasch erreichen wir die Grenze und nach knapp einer Stunde haben wir beide Seiten hinter uns und sind wieder in Salwa, wo wir bereits zwei mal übernachtet haben. Diesmal füllen wir nur den Tank und fahren gleich weiter auf die Autobahn in Richtung Al Hofuf. Ganz in der Nähe dieser Stadt, haben wir auf dem Weg in die Emirate bereits die Al Quara Höhlen und den grossen Felsen "Judah Tumb" besucht. In der Stadt stellen wir uns einfach ans Ibrahim Palace, ein grosses Fort mitten im Zentrum. Wir besuchen den ziemlich schönen Souk, bummeln durch die Gassen, entdecken hier und da Produkte die wir noch nicht gesehen haben und werden von den Marktleuten aufgeklärt. Hennapulver in grün...trüben Zitronensaft zum Kochen überall in Flaschen erhältlich die aber nicht von einer Fabrik abgefüllt, sondern eher in kleinen Manufakturen, es fehlen nämlich Etikett, Datum und alles was uns in der Regel wichtig erscheint. Glücklicherweise gibt es wieder überall Datteln und in einem Laden können wir kosten. Der nette Besitzer gibt uns von den grossen aus Medina zu versuchen, quasi die Königsklasse was so an Dattelpalmen wächst. Gegen 12.- CHF bekommen wir 1.2 Kg der allerbesten Datteln und lassen uns unterwegs schon mal ein paar schmecken.
Im Internet haben wir ein nepalesisches Restaurant entdeckt welches Momos anbietet. Quasi eine meiner Leibspeisen, also machen wir uns auf die Suche nach dem Restaurant. Wohl ganz klein und vor allem für die Gastarbeiter finden wir es nicht an erster Adresse, erst als wir auch die ganz dunklen Gassen in zweiter und dritter Reihe absuchen werden wir fündig.
Klein, unscheinbar, nicht die Optik sondern was auf den Teller kommt ist hier relevant. Wir bekommen als erstes eine Suppe, und ich frage Tinu nach den ersten paar Löffeln, ob es wohl aus meinen Ohren qualmt. Mann ist die scharf- aber super! Und die Chicken Momos gehören bestimmt zu den Besten die wir je gegessen haben. Das Suchen hat sich also gelohnt. Später kommen noch ein paar Nepalis zum essen, und meinen dies sei ihr Stammlokal weil es ihnen so gut schmeckt. Als Gastarbeiter freut man sich sicher besonders über die heimische Küche.
23.1.25
Am Morgen wollen wir nicht allzu lange rumlümmeln, lieber zeitig los. Endlich wieder mal beim Auto das Salz von den letzten Stränden abwaschen lassen und ein par Kilometer machen. Riad, die Hauptstadt Saudi Arabiens ruft in ca. 360 km Entfernung. Als wir unseren Einstiegstritt reinnehmen wollen - ist er weg!!! Irgendein Lümmel hat in der Nacht doch tatsächlich unseren Tritt geklaut. So ein Mist. Hoffentlich kann er ihn wenigstens richtig gut gebrauchen. Nicht dass der dann nutzlos rumsteht. Gekauft in Namibia hat er uns manchen Einstieg erleichtert und bleibt jetzt wohl oder übel in Saudi Arabien. Weitgereist ist er auf jeden Fall.
Etwas ausserhalb von Al Hofuf findet jeden Tag ein Kamelmarkt statt. Den wollen wir uns auch ansehen - soviel Zeit muss sein. Und es lohnt sich. So viele tolle Kamele warten auf einen neuen, stolzen Besitzer. Sie sind von schokobraun bis weiss und wie immer total auf Streicheleinheiten aus. Würd ich hier leben, würd ich ein Kamel wollen 🥰.
Wir fahren über breite Autobahnen durch grossartige rote Dühnen, die letzten Ausläufer der Rub al Khali, die im Oman begonnen hat. Ab und zu kommen wir an gigantischen Wassertanks von nahen Entsalzungsanlagen vorbei, die die Stadt und die Vororte mit Süsswasser versorgen. Wir würden gerne eine nacht in den Dünen bleiben, aber leider sind die Strassen überall mit Zäunen abgetrennt, wohl der grossen Ölfelder wegen.
Baustellen sind hier absolut riesig und bestimmt vom Weltall aus sichtbar. Sie sind endlos, staubig und werden von gefühlt tausenden von Lastern befahren. Unglaublich was für monströse Projekte Prinz Mohamad Bin Salman (MBS) in diesem Land am Laufen hat. Alle paar Kilometer entstehen neue Einkaufszentren mit Vergnügungsparks, Parks, Hotels, Resorts und unzähligen Restaurants. Alte Stadtteile mit Lehmhäusern werden restauriert, neue Wohngebiete entstehen, Strassen und Strassenlampen werden bereits in die Wüste gebaut wo noch kein Haus weit und breit zu sehen ist. Gleichzeitig wird das Strassennetz ausgebaut, es entstehen vielspurigen Autobahnen, Brücken und Viadukte.
Nur wenige Kilometer vor der Stadt entschliessen wir uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Wie immer wollen wir auch hier die Millionenstadt am Freitag Morgen früh anfahren, Feierabendverkehr oder ähnliches ersparen wir uns in solchen Megastädten wo immer möglich.
24.1.25 Riyadh
Nach einer ruhigen Nacht in einer leider wie immer etwas vermüllten Gegend, machen wir uns bereits um 9 Uhr auf den Weg in die Stadt. Wir kommen gut und entspannt vorwärts und erreichen bereits um 10 Uhr unseren tollen Platz unter grossen Bäumen beim National Museum. Von hier aus können wir die nahe Gegend und das Museum gut auskundschaften. Wir kommen an einigen tollen Bäckereien vorbei, die offenen Feuer leuchten aus den Öfen und laufen auf Hochtouren. Seit dem Iran haben wir eigentlich keine schönen Bäckereien mehr gesehen. Der Oman hat keine eigentliche Brotkultur, dort werden die vom Grossverteiler in Plastik verpackten Teigfladen gegessen. Bäckereien stellen nur wenigen Süsskram her, aber Brot wie wir es kennen, oder frisches Fladenbrot vom Bäcker gehört nicht zu den Mahlzeiten der Omanis.
Die Freude bei den Männern der Bäckerei ist gross, als wir sie betreten. Jeder Kunde, es sind ausschliesslich Männer, nimmt sich eine Plastiktüte, und nimmt von den unterschiedlichen Blechen und Platten was er haben möchte, und geht die Ware dann bezahlen. Nur das süsse Kleberzeug, welches im Zuckersirup oder Honig auf den Platten vor sich hinschwimmt, muss von den Angestellten auf hübsche Einwegteller platziert werden.
Wir bummeln also mit unserer Beute direkt zurück in den Park zum Indy und verspachteln wieder mal ein Frühstück wie wir es kennen. Sogar mit Gipfeli. Eines mit Käse und eines mit Schokolade gefüllt für Tinu und ich mit einem ungefüllten, dafür noch mit etwas wie Baguette. Alles ungesalzen und trotzdem sehr fein. Aus einer kleinen Gruppe Männer, die im Park auf das Freitagsgebet warten, kommt einer auf uns zu und spricht uns in fliessendem Hochdeutsch an. Was für eine Überraschung. Er ist Ägypter und hat in Stuttgart studiert, war sogar schon mal bei der ETH in Zürich. Nun arbeitet er seit einem Jahr hier in Riyadh. Er erklärt uns, dass wir uns hier in einem fast schon ägyptischen Viertel befinden. Die Bäcker und Metzger, ja sogar die anderen kleinen Läden, seien fast ausschliesslich von und für Ägypter.
Nach dem ausgiebigen Frühstück erkundigen wir erst mal unsere Nachbarschaft und landen ein paar Strassen weiter - mitten in Pakistan. Was für ein Gewusel mit Klamottenläden, Elektrozeug, Küchengeräten, "Goldschmuck", anderem Krimskrams und indischen, nepalesischen und pakistanischen Schnellküchen. Die Strassen sind schmutziger und die Abfallberge grösser als anderswo in Saudi. Aber es fühlt sich echt an, und offenbar kommen die Gastarbeiter an ihrem freien Tag hierher zum einkaufen oder um Freunde zu treffen. Dieses Viertel gefällt uns, wir wollen am Abend wenn bestimmt noch mehr los ist, wiederkommen.
Die Männer sind vom Freitagsgebet zurück und der Park um das Museum füllt sich mit Grossfamilien die ihr Picknick auspacken. Viele Kinder spielen im grossen Brunnen, die Eltern geniessen es, dass man die Kinder hier mit kleinen Rädern oder Trottis einfach machen lassen kann, denn der Park ist rundum eingezäunt.
Das Museum öffnet erst um 4 Uhr. Der nette Ägypter hat uns aber auf unser Nachfragen erklärt, dass einige Linien der neuen Metro (auch ein MBS Projekt) bereits seit einem Monat geöffnet sind. Übrigens gibt es auch erst seit einem Jahr ein Bussystem in Riyadh. Vorher gab es keine öffentlichen Verkehrsmittel - in einer Stadt von dieser Grösse! Weitere Linien werden folgen, aber für unsere Zwecke ist es schon gut genug. Wir wollen zum Kingdom Tower im Zentrum und laufen das kleine Stück zu unserer Metrostation. Natürlich ist diese brandneu, man könnte vom Boden essen, alles ist gut ausgeschildert und die Security Mitarbeiter begrüssen jeden Gast einzeln. Wir werden nach unserem Ziel gefragt und in die richtige Richtung gewiesen. Ticket brauchen wir keines, man kann direkt mit der Kreditkarte beim Drehkreuz bezahlen. Also eigentlich wird die Karte erst registriert und wenn man am Ziel wieder beim Drehkreuz die Kreditkarte einliest, wird anhand der Strecke der Preis belastet. So clever! Somit entfällt in fremden Städten mühsames Karten kaufen und rausfinden in welcher Zone man sich befindet und ob Kurz- oder Langstrecke gebucht werden muss. Eine echt tolle Erfindung!
Die Metro kommt bereits angeflitzt als wir die endlosen Rolltreppen in die Katakomben der Stadt hinunterfahren. Noch schnell checken "Männerwaggon", "Familien- oder Frauenabteil" - unsereins gehört in die Familienabteilung. Wir steigen ein und begutachten den Wagen. Sauber und ruhig obwohl voll, Stationen in arabisch und englisch ausgeschildert ...da kommt schon ein Mitarbeiter mit Weste "Customer Care" auf uns zu, und meint freundlich, dass es ein paar Bänke weiter noch zwei frei Plätze gibt. He, wo gibts denn sowas? Bei uns ist das eher "geben sie die Türen frei! " oder "Schliessen sie auf, dass alle reinpassen". Er hier ist von der "hapyness" Fraktion. Kundendienst heisst hier in den Läden nie "Customer Service" sondern "Hapyness Counter" - gefällt uns! Brav setzen wir uns also hin und er schenkt uns ein breites arabisches Lächeln.
Wir steigen beim Kingdom Tower aus und suchen über unseren Köpfen erst mal sein oberes Ende. Die Brücke befindet sich im 99 Stockwerk auf 180 Meter Höhe. Der Ausblick soll atemberaubend sein, aber heute ist es wie schon in den vergangenen Tagen diesig. Wir wollen trotzdem rauf, aber der öffnet ebenfalls erst um vier. Egal, wir bummeln durch die grosse Kingdom Mall, in der sich ebenfalls das Four Seasons Hotel befindet. Einen Blumenschmuck wie der in ihrer Lobby, haben wir nun auch noch nie gesehen. Der passt nicht mal aufs Foto so gross und wunderschön ist er. Ein Traum in blau.
Das Viertel gibt sonst nicht allzu viel her, und nach einer Weile machen wir uns per Metro wieder auf den Heimweg. Mittlerweile ist der Park voller Menschen und Katzen die auf einen Happen hoffen, und das Museum ist geöffnet. Nach den herausragenden Museen in Abu Dhabi und Doha hat dieses in Riyadh natürlich einen schweren Stand. Im Innern stellen wir rasch fest: Es liegen Welten zwischen diesem und den anderen. Altbackene pixelige Filme aus den 60 ern, alles ziemlich verstaubt. Wir sind rasch wieder draussen und gehen lieber für eine kurze Siesta zum Indy. Später gibt es im wuseligen Pakistaniviertel für uns nochmal Momos - man nutze die günstige Gelegenheit!
25.1.25 Diriya
Wir wechseln am Morgen unseren Standort und fahren nach Diriya. Die ehemalige Lehmstadt wird seit 2013 restauriert und ist zu einem grossen Teil bereits geöffnet. Zudem gibts in dieser Ecke der Stadt die Al Turaif Terrace, ein Ausgehviertel für Tag und Abend, mit grossen Gärten und Flanierparks. Wir passen natürlich in keinen der vorgesehen Parkplätze, wie immer zu hoch für die Schattendächer, finden aber dennoch ganz nah einen gute Platz. Wir bummeln durch schöne Oasen und Gärten, zu den Terrassen. Es ist schon immer ziemlich surreal, dass wir mitten in der riesigen Wüste, dennoch in grünen Gartenanlagen und Ziergärten landen. Wir besichtigen die alten Lehmhäuser und die Ausstellung zur Araber Pferdezucht des Königs. Es gibt viel zu sehen und einmal mehr staunen wir über die diversen Grossprojekte die da alle gleichzeitig laufen. Dennoch ist jedes einzigartig und wenn mal was begonnen wird, wird nicht gekleckert. Dann werden wohl die besten Architekten und Arbeiter für die Leitung angestellt, denn es sieht wirklich alles top aus.
Das komplette Gegenteil ist die Boulevard City Mall die wir später besuchen wollen. Aber erst muss man sie überhaupt anfahren können. Wir sind über längere Zeit Gefangene der Autobahnabschrankungen und Umleitungen von - genau, einer riesigen Baustelle. Wir fahren nur eine Spurbreite am riesigen Parkplatz der Mall vorbei, können aber nicht runter. Es gibt keine Abfahrt und erst etwa 6 km weiter, können wir in ein anderes Viertel abbiegen. Dort sind wir inmitten kleiner und kleinster Quartiergassen, was für ein Chaos, denn alle anderen sind auch dort unterwegs. Zudem Lastwagen der Baustellen und dann gibts ja noch Anwohner, die werden ihre Freude haben. Irgendwann, gelangen wir dann tatsächlich zum Parkplatz der riesigen Mall mit Vergnügungspark. Wir nehmen uns einen der vielen tausend Parkplätzen und machen uns auf den Weg für einen ersten Augenschein. Verrückt. Ein Lichtermeer wie am Times Square, ein grosser See mit Wasserspiel, viele Kunstobjekte, Springbrunnen und Wandmalereien und natürlich unzählige Restaurants.
Wir kehren am Abend nochmal zurück, denn beleuchtet ist alles noch viel schöner. Und dann werden wir doch tatsächlich verregnet. Regen! Hier! Verrückt, aber die Saudis lieben es. Die meisten bleiben an ihren Terrassentischen sitzen und lassen den kurzen Regen vorbeigehen.
Nach einer wirklich superguten italienischen Pizza, bummeln wir wieder zurück zum Auto. Es war schön in Riyadh. Aber es ist keine Stadt die man aus unserer Sicht, unter allen Umständen gesehen haben muss. Es wird Zeit für die Wüste. Morgen!
26.1.25 Edge of Alamariya
Wir verlassen die Stadt der Baustellen und fahren durch lehmfarbige Berge bis in die Höhe von knapp 1000 M.ü.M. Es ist windig, diesig und kühl als wir am dramatischen Edge of Alamariya ankommen. Die Aussicht über 360° ist dennoch spektakulär. Wir suchen uns einen schönen Platz auf einem der Plateaus und richten uns ein. Zwei Nächte wollen wir auf jeden Fall bleiben. Gegen Abend kommen ein paar Einheimische mit ihren Autos und stellen sich auf einen der vielen tausend Plätze um den Sonnenuntergang zu geniessen, ansonsten ist es ruhig und die Aussicht auch bei Nacht grandios.



28.1.25 Westwärts
Wir verlassen nach zwei Nächten die zügige Klippe und fahren zur besten Wasserstelle aller Reisen. Bei einer Mosche mit vielen Wasserhahnen für Füsse und Gesicht, wurde ein Hahn mit einer Zapfpistole wie an der Tankstelle ersetzt. Man fährt also direkt vor die Zapfstelle und in etwa 5 Minuten ist unser Wassertank mit 100 Litern voll. Wir füllen sogar noch ein bisschen in den Zusatztank - als eiserne Reserve, vielleicht sind wir mal froh drum.
Unser Ziel ist ja irgendwann das über 1000 km entfernte Al Ula, also geht es für uns weiter westwärts. Als wir loskommen ist es bereits weit nach Mittag, aber wir haben nur 160 km vor uns uns schlafen irgendwo unterwegs.
Wir stellen uns für die Nacht unweit der Strasse und doch ziemlich ruhig in die Wüste. Essen feine Spaghetti mit frischem Basilikum und ziehen uns wieder mal einen Film rein.
29.1.25 Shaqra
Wir verlassen den Schlafplatz gegen 10 Uhr, und fahren zum ersten mal auf richtig schlechter Asphaltstrasse, die zudem nur einspurig ist. Wann hatten wir das zum letzten mal? Wir halten unterwegs im Örtchen Shaqra, weil es dort einen restaurierten Lehmortsteil zu besichtigen gibt. Das Dörfchen ist total verschlafen, die Strassen sind fast leer, der grosse Souk geschlossen. Bei den Lehmhäusern lassen wir unser Auto und bummeln durch die paar Gassen. Die Gebäude, die bereits restauriert wurden sind wunderschön. Sie stammen allesamt aus der Zeit zwischen 1332 und 1337, aber die meisten sind noch verfallen. Da gibt es also noch ganz schön viel Arbeit, die sich aber lohnt. Zwei Saudis die uns als Fremde Objekte sofort erspäht haben, fragen uns mit wenig Englisch über unser woher und wohin, aus. Der eine lädt uns mit Google Translate zum Essen ein, aber wir lehnen höflich ab, und nehmen unsere bewährte Ausrede: Dass wir mit Freunden in der nächsten Stadt verabredet seien, zu Hilfe. Sie freuen sich, dass sie uns getroffen haben und verabschieden sich wortreich - auf Arabisch.
Wir bummeln also zum Indy zurück, als eine Ninja in ihrem weissen alten Auto neben uns anhält, uns ihr Natel zeigt, fragt: Picture? Wir zucken mit den Schultern und wissen nicht genau was und wie sie es fotografiert haben will. Sie steigt aus, kommentarlos schickt sie ihren kleinen Jungen zwischen uns, macht ein Foto von uns dreien, steigt mit dem Jungen wieder ins Auto und braust davon. Wir können nicht mehr! Was war das denn?
Nach dem netten Zwischenstopp in Shaqra, liegen nur noch etwa 60 km bis zu unserem Platz in den Dünen vor uns. Erst ist die Landschaft flach und steinig und wechselt sich ab mit grünen grossen Dattelplantagen. Die Strasse ist wie vorher schon, recht schäbig, aber es hat zum Glück nur ganz wenig Verkehr. Dann kommen wir langsam in die Gegend der roten Dünen. Immer wieder sehen wir Kamele mit ihren Hirten, glücklicherweise sind aber entlang der Strasse meistens Zäune angebracht, so dass man nicht fürchten muss, dass eines einfach auf die Strasse latscht. Angekommen an den Dünen mit wunderbar rotem, feinstem Sand, geniessen wir erst mal die Aussicht. Es ist tatsächlich wie in Namibia, nur mit dem Unterschied, dass hier keine anderen Reisenden herumwuseln. Ganz alleine stapfen wir also nach einem gemütlichen Kaffee los, und erklimmen die hohen und weniger hohen Dünen. Hier muss es in den letzten Tage irgendwann geregnet haben, denn der Sand auf den Dünenkämmen ist nicht lose, was das Gehen total erleichtert. Also nicht zwei Schritte vor und einer zurück...
Das Lichtspiel mit den vielen Wolken und der Sonne in den Dünen ist grandios. Wir können uns nicht sattsehen, bummeln also Düne rauf und runter, u n d hören wir wirklich eine Stimme? Da kommt doch tatsächlich ein Hirte mit seinem Leitkamel an der Hand um eine grosse Düne rum, und quasselt aufgeregt in sein Handy. Verbunden mit dem Sudan, oder Indien? Wir wissen es nicht, aber erfahrungsgemäss sind Kamelflüsterer ja aus dem Sudan. Er winkt uns zu, und hinter ihm kommen immer mehr der schokoladenbraunen grossen Tiere durch den Sand. Am Ende etwa 30, also eine ziemlich grosse Karawane.
Der Hengst, als einziger mit zusammengebundenen Beinen, schäumt vor Wut (?), und grummelt lautstark vor sich hin. Viele Jungtiere mit ihren Müttern, bummeln langsam und trödelig in Richtung ihres Lagers. Es ist sooo toll, diese grossartigen Tiere, die sogar in dieser feindlichen Umgebung überleben könnten, zu beobachten. Sie sind stoisch in ihrer Ruhe, kauen und grummeln und ziehen immer weiter. Wir bummeln den Tieren hinterher, und sehen, wie der Hirte immer wieder Kamelen hinterher rennen muss, die nicht durch das grosse Gatter in ihre Koppel wollen. Am Ende wollte er nur den Hengst anketten und die Jungtiere in die Koppel einschliessen. Die Weibchen dürfen noch Draussen bleiben, denn die laufen natürlich nicht weg, wenn ihre Jungen nicht dabei sind.
Wir sehen, wie die Tiere langsam in Richtung Indy laufen. Bestimmt sind sie neugierig, weil das komische Teil noch nie hier gestanden hat. Sie kommen schauen, drücken sich in die Nähe und wollen gestreichelt werden. Eines ist so witzig! Tinu will sich mit ihm fotografieren, und augenblicklich hebt es vom Kraulen den Kopf, und lächelt in die Kamera. Als ob es nichts anderes lieber hätte, als noch ein Selfie🤣. Was für ein tolles Erlebnis - wir sind begeistert!
30.1.25 Ein ganz normaler Tag auf Reisen
Erst überlegen wir noch einen Tag in den Dünen bei den Kamelen zu bleiben, fahren dann aber trotzdem weiter. Die Strasse ist weiterhin lausig, vor uns ca. 150 km bis Buraydah. Die Stadt, die auch die Stadt der Datteln genannt wird, liegt etwa 320 km nordwestlich von Riyadh. Mit etwas mehr als einer halben Million Einwohnern, ist sie nicht berühmt oder UNESCO-Welterbe, aber sie liegt für uns gut auf der Strecke, vor allem bekannt für ihr Dattelfestival, das mit seiner grossen Dattelvielfalt das grösste der Welt ist. August/ September, wenn die Ernte abgeschlossen ist, sollen hier hunderte, wenn nicht tausende Händler aus aller Welt anreisen, um zu Degustieren und im grossen Stil einzukaufen. Jetzt in der Dattelnachsaison, sind natürlich immer noch viele Verkaufsstände geöffnet, man kann überall Datteln kaufen, aber Grosshändler sind keine vor Ort.
Wir erreichen den Platz des Dattelmarktes am Nachmittag, und suchen erst mal eine Wäscherei in der Umgebung. Bei ein paar Bangladeshi Jungs werden wir fündig. Wie immer sprechen die Arbeiter kein Englisch, was Preisverhandlungen erschwert. Wäsche waschen ist hier nämlich teuer, weil alles gebügelt wird. Wir brauchen aber keine gebügelten Socken, und feilschen daher immer etwas um den Preis. Sie zählen alle Teile akribisch und machen uns einen Preis - es soll
25 CHF kosten. Wir einigen uns auf 18 und können sie bereits morgen am Morgen wieder abholen. Ein paar sudanesische Jungs sehen unser Auto und betreten aufgeregt schnatternd den Waschsalon. Sie wollen eigentlich nur den Insta Account von Tinu wissen und ein Selfie mit ihm. Dann sind sie auch schon wieder weg.
Später wollen wir unseren Dattelvorrat aufstocken und bummeln zu den Verkaufsständen. Wir dürfen degustieren, wissen aber eigentlich schon welche wir haben wollen. Die grossen von Medina schmecken uns bisher am besten. Ein halbes Kilo wechselt für 5 CHF den Besitzer. Wir wussten gar nicht, dass man Datteln im Kühlschrank problemlos ein halbes Jahr aufbewahren könnte - nicht, dass sie dieses hohe Alter je erreichen würden 😋.
Später fahren wir ein paar Kilometer weiter ins Stadtzentrum, zum Souk. Wir parken mitten auf dem grossen Marktplatz und machen uns die Mühe, zur Parkuhr zu bummeln. Aber eigentlich wissen wir schon, dass unser 6-stelliges Nummernschild nicht erfasst werden kann. Das haben wir schon einige male vergebens versucht. Ein paar Einheimische vor uns versuchen ebenfalls aus der Parkuhr schlau zu werden, wir beschliessen es einfach sein zu lassen und spazieren in den Souk. Dort hat die Wintermode in den Geschäften das Zepter übernommen. Mäntel aller Art hängen in den Auslagen. Das Modell von früher, als Kamelleder und Kamelfell für kalte Winternächte verarbeitet wurde, wurde durch Polyester und Viskose getauscht, kostet dafür auch nur ein paar Fränkli. Wir sind überrascht wieviele Geschäfte hier mit bunten Abendkleider in der Auslage zu finden sind, denn in den Strassen herrscht wie immer das vornehme Schwarz vor. Viele Goldgeschäfte und Klamottenläden werden von Frauen belagert, denn es ist Donnerstag Abend. Also schon fast Wochenende.
Erstaunlicherweise werden wir für einmal von drei jungen (glauben wir- sehen können wir sie ja nicht) Frauen in sehr gutem Englisch angesprochen. Sie finden uns und die Reise total spannend, fragen uns aus, was wir in Saudi bereits gesehen haben und was uns wie gefallen hat. Mashallah! Das Wort des Entzückens fällt immer wieder...und natürlich gibts wieder ein Selfie.
In einem sehr schönen Laden, sehen wir die kleinen Gefässe, die man braucht um Weihrauch zu verbrennen. In der Regel zu finden in der Ecke "Touriskitsch", hat es in diesem ganz kleinen Laden wunderschöne aus Holz und Ton. Wir betreten das Geschäft, der Inhaber kann aber leider kein Englisch. Er bittet uns zu sich, streicht uns eine braune Flüssigkeit auf die Hände und gibt uns Oud zu riechen: schrecklich. Aber lest selber, dies aus dem Netz :
Dieser warme, holzige Duft — auch bekannt als Aoud oder Oudh — wird aus Agarholz (Adlerholzbaum) gewonnen. Wenn das Kernholz von Schimmelpilzsporen befallen wird, produziert es ein dunkles, öliges Harz, das wunderbar duftet: Oud. Oud gilt als das teuerste Parfümöl auf dem weltweiten Rohstoffmarkt und wird daher häufig als "flüssiges Gold" bezeichnet. Die teuerste Variante kann einen erstaunlichen Marktpreis von über 95.000 Euro pro Liter erreichen.
So, in reiner Form, wie er es uns auf die Haut tröpfelt, reicht es schlicht scheusslich. Aber hier handelt es sich um den Grundstoff für Männerparfums der grossen Parfum Brands und soll, verarbeitet in der Endform, wahnsinnig gut riechen. Ein ägyptischer Nachbar, der ebenfalls einen Laden betreut, übersetzt für uns und ihn, und es ist ein sehr nettes Gespräch. Auf die Frage woher wir den kommen, strahlt der Ladenbesitzer und meint, er sei im letzten Sommer in Interlaken und Genf gewesen. Von der lieben Charlie haben wir in den letzten Tagen Fotos aus dem frisch verschneiten Engadin bekommen. Die zeigen wir den beiden. Sie sind total begeistert und auch ein bisschen entsetzt. Wie man denn bei dieser Kälte überhaupt überleben könne, fragt der Ägypter mit grossen Augen. Man sieht direkt wie er zu frieren beginnt. So lustig.
Der Ladenbesitzer schenkt Tinu ein ganz kleines Fläschchen Oud. Ein Gramm wie er sagt. So nett. Natürlich machen wir eine Foto, bezahlen unser Dingens für den Weihrauch und verabschieden uns. Sehr offen die beiden!
Wir kommen zurück zum Indy, und Tinu nervt sich schon von weitem, weil der ganze Platz leer ist, und wieder einmal einer direkt neben uns, ganz nah geparkt hat. Wie schon so oft. Wir steigen wie immer bei der Schiebetüre ein, und packen unsere sieben Sachen zusammen um loszufahren. Da klopft es an der Fahrertür. Ein netter junger Saudi in offizieller Weste, weist Tinu auf einen angeklebten Zettel auf der Fahrertüre hin. Busse für das nicht bezahlen einer Parkgebühr. Ups!?
Tinu erklärt ihm, dass wir mit unserem KFZ Schild kein Ticket lösen können, er meint aber das ginge. Ehrlich gesagt, haben wir das letzte mal in Abu Dhabi versucht ein Ticket zu ziehen. Anderes Land, wohl andere Sitten. Auf jeden Fall soll der Spass 60 CHF kosten, was uns ziemlich stinkt. Tinu sagt zu ihm, dass er gerne mit dem Supervisor sprechen möchte um ihm das Missverständnis zu erklären. Der Nette will ihm die Nummer geben, aber wir haben nur eine SIM Karte für Daten und keine Sprechminuten. Tinu schlägt vor, dass der Nette eine Foto vom Indy macht und die dem Supervisor schickt und ihn dann anruft. Er erklärt, und siehe da: Welcome to Saudi! Die Vision 2030 vom MBS, dass Saudi Arabien viel mehr Touristen brauche, hat gefruchtet. So nett, danke!
Tinu fragt den Netten, ob wir wohl beim Dattelmarkt übernachten dürften (ohne Busse😜). Da zeigt ihm der Typ auf Google Maps einen neuen Park, der nur 1.5 km vom Zentrum entfernt ist, mit vielen Openair Restaurants und schönen Geschäften. Da könnten wir stehen und es sei sogar viel schöner. Super.
Er lässt uns also nochmal vom Hacken, und wir rauschen davon, bevor er seine Meinung ändert. Angekommen beim Park wimmelt es da schon von Autos und Menschen. Ein sehr schön beleuchteter Park, tollen Essmöglichkeiten, vielen Wärmepilzen denn es ist echt frisch geworden, und Menschen die sich einfach aufs Wochenende freuen. Super. Gut haben wir den Netten kennengelernt!
31.1.25 Immer nordwestwärts
Die Region Al-Ula in Saudi-Arabien steckt voller archäologischer und landschaftlicher Schätze. Wir lieben ja die schroffen Felsformationen, unterschiedlich farbenes Gestein und die Wüste. Aber von uns ist dieser nordwestlichste Teil des Landes immer noch ungefähr 650 km entfernt. Wir machen uns also auf und haben heute etwa 200 km Strecke vor uns. Auf der Autobahn werden die normalen Fahrzeuge weniger und die LKWs dichter. Cool für uns; LKWs dürfen nicht überholen. Man muss also nicht wie bei uns fürchten, dass einer auf einmal einfach ausschert. Überhaupt sind die Lasterfahrer hier recht diszipliniert. Viele Ägypter bringen Früchte und Gemüse nach Saudi Arabien, weil hier gefühlt alles ausser Öl eingeführt werden muss, und natürlich muss unglaublich viel Baumaterial von A nach B gebracht werden, denn MBS hat ja grosse Pläne.
Wir übernachten direkt an einem Vulkankrater und erkundigen die Umgebung zu Fuss. Es ist kühl und windig, der Platz auf etwa 1000 M.ü.M. Gefällt uns trotzdem. Wir bleiben zwei Nächte und fahren direkt durch die Vulkanlandschaft weiter. Es sieht spektakulär aus. Die dramatischen Felsen, der blaue Himmel und die Wüste. Einfach magisch.
Unterwegs tanken wir in einem Dorf Wasser. Ein super guter Schlauch mit viel Wasserdruck, somit ist unser Tank, der ja lange noch nicht leer gewesen wäre, wieder voll. Zwei Jungs kommen aus einem Nachbarhaus mit Kaffeekanne und Becher bewaffnet und begrüssen uns. Sie schenken uns Kaffee ein und schenken uns Cookies. Sie freuen sich mega, dass sie die Dorfattraktion nicht verpasst haben.
Sie verschwinden so schnell wie sie gekommen sind, und bringen noch Datteln und andere Cookies. So herzig. Obendrein gibts ein Selfie und ein Sticker vom Indy. Sie sind begeistert. Mashallah!
Im Land der Kamele, haben wir bestimmt seit Riyadh über 1000 Kamele gesehen. So toll, die grossen Tiere zu sehen. Wir lieben sie.
Nach nochmal 140 km finden wir einen fantastischen Platz in grossen Felsen - und wähnen uns in Namibia. Mega schön. Wir richten uns ein. Finden Spuren von Kamelen und Schafen, aber das kleine Tal, wo normalerweise auch ein Mini-Stausee liegt, ist ruhig keine Tiere oder Menschen weit und breit, aber auch kein See. Nicht mal einen tropfen Wasser. Vielleicht führt er nur direkt nach einem grossen Regen etwas Wasser - aber eigentlich ist diese (Regen-) Zeit ja jetzt...
5.2.25 Kaluts of Saudi
Nach ein paar hundert Kilometern weiter, stehen wir im sandig-felsigen Nirgendwo von Saudi Arabien, in der Region Kaluts of Saudi. Heute weht der Wind mit 60 Sachen durch die Gegend, bläst sämtlichen Abfall von A nach B und zum Glück haben wir 200 Liter Wasser und 100 Liter Diesel in den Tanks. So werden wir zumindest nicht von der Strasse geweht.
Der Sandsturm hält über die ganze Stecke an, ist aber nicht weiter tragisch für uns. Nur Tinu, der bei einer Wasserstelle noch die Tanks aufgefüllt hat, knirscht ein wenig mit den Zähnen. Bei unserem fantastischen Platz in den Felsen, ist der Grund zum Glück sehr steinig, somit haben wir nicht mit ganz soviel Sand zu kämpfen. Hier hätten wir gerne Hans, den Erdkunde Lehrer bei uns (...und natürlich auch sonst 😜). Der würde bei uns Unwissenden mal die grossen Wissenslücken füllen. Die Gesteinsschichten sind in vielen verschiedenen Farben, ab und zu sind die Farben wie mit dem Lineal gezogen, oftmals die Oberfläche glatt, dann wieder spitz und gezackt wie Lava, mal brüchig mal stabil, gut zum Kraxeln, noch besser zum Fotografieren, in alle Formen uns Variationen. Wir sind begeistert, und verbringen einige Stunden mit rauf und runter, drumrum und drüber. Wir bleiben zwei Nächte in dieser Einsamkeit, wo man nachts weit und breit kein Licht sieht und sowieso nichts hört. Nichts.
7.2.25 Kaluts of Saudi - Al Ula
Von den letzten Tagen Sandsturm ist immer noch viel Sand in der Luft. Es sieht aus wie Nebel - also wie Zuhause. Der Wind ist heute eingeschlafen, aber es ist frisch, vielleicht 4 Grad am Morgen früh. Auf brandneuer Strasse, geht es durch grossartige Felsformationen noch 80 km weiter, bis in die Region Al Ula, wo wir als erstes den Elephant Rock ansteuern. Dieser, durch Millionen Jahre geformte Sandsteinfelsen ist 52 Meter hoch, und hat wirklich die Form eines Elefanten. In der Dunkelheit wird er sanft beleuchtet, das Café öffnet und die Menschen kommen in Scharen. Als wir am Mittag ankommen, ist es noch ganz ruhig. Ein einheimischer Camper, ein paar PKWs that's it. Wir suchen uns ein schönes Plätzchen für die Nacht und stehen dem Rock direkt gegenüber, damit wir ihn gut im Blick haben.
Als das Licht am Nachmittag schöner wird, machen wir einen Spaziergang zum Vessel Rock (hier hat gefühlt jede Gesteinsformation ihren Namen), und treffen unterwegs auf den schwarzen Sprinter von Anke und Joachim, die wir bereits im Oman getroffen haben. Sie sind auch eben erst angekommen, und bleiben eine Weile in der Gegend. Wir plaudern ein wenig und klettern dann weiter über Stock und Stein. Beim Vessel Rock treffen wir zwei Kataris. Sie sind ganz begeistert, dass wir zwei Wochen in ihrem kleinen Land gewesen sind, und es uns so gut gefallen hat. Auch sie sind die 1800 km mit ihrem Land Cruiser hergefahren. Die Menschen auf der arabischen Halbinsel sind furchtlos, wenn es um Distanzen geht. Sie fahren schnell mal auf den breiten guten Strassen, für ein Wochenende 4-500 km oder mehr, und das ja oft. mit 160 Sachen!
Am Abend laufen wir zum Elephant Rock. Die Luft um den Elefanten riecht süsslich nach Shisharauch, die Besucher sitzen in den vertieften Rondellen, trinken ihren Kaffee, plaudern und geniessen die schöne Musik. Ein cooler Ort.
9.2.25 Elephant Rock - Al Ula Old Town
Gegen Mittag verlassen wir den Elefanten und rollen über brandneue Asphaltstrasse in Richtung Ort Al Ula. Vorbei an vielen grossen Zelten und vollen Parkplätzen. Anke hat herausgefunden um was für einen Anlass es sich hier handelt. Pferdedistanz Rennen! An einem Tag 120 km (!!) und am nächsten 160 km(!!!). Ist das nicht verrückt?! Offenbar sind das immer die gleichen Pferde, sie werden also unterwegs nicht ausgewechselt. Zudem führt das Rennen ja auch durch die Wüste folglich durch tiefen Sand, was bestimmt erschwerend dazukommt. Saudi soll deswegen schon länger in der Kritik stehen.
Wir erreichen Al Ula und parken in der grossen Oase die mitten im Zentrum des Ortes ist. Es sollen hier ungefähr 2 Mio. Dattelpalmen stehen, von denen 6 verschiedene Sorten Datteln gewonnen werden. Im Schatten unter den Dattelpalmen werden viele verschiedenen Gemüse angepflanzt, zudem wachsen Orangen- und Zitronenbäume. Es muss hier im Tal schon sehr lange sehr viel Wasser geben, denn die ganze Umgebung ist ansonsten Wüste oder Fels und die Oase zählt zu den ältesten in ganz Saudi.
Am Abend bummeln wir durch die autofreie Altstadt. Auch hier ist wie überall in Saudi, das Lichtkonzept perfekt. Wenig warmes Licht beleuchtet die Felsen und indirektes Licht die Lehmhäuser. Ein grosser Teil der Häuser ist restauriert worden, und beherbergt nun hübsche Restaurants oder Geschäfte. Überall in den Gassen riecht es gut, es ist blitzeblank - alle paar Meter ist jemand bewaffnet mit Besen und Schaufel, und macht mit allfälligem Abfall kurzen Prozess. Wie immer in Saudi ist es ruhig, nur ab und an hören wir schöne, orientalische Musik aus einem Lautsprecher. Es ist ein bisschen wie einige Jahrhunderte zurück in der Geschichte ...
Wir schieben einen kurzen Luxus-Urlaub ein und gehen zum Dinner ins Pop-Up Restaurant von Alain Ducasse aus Paris. Er ist ja einer DER Michelin-Sterne Köche und hat in seinen Restaurants insgesamt 21 Sterne. Hier in Al Ula, betreibt er in diesem Jahr zum zweiten Mal über die Wintermonate ein Restaurant in einem Palmengarten mit 60 Plätzen. Vor ein paar Tagen haben wir bereits die Reservation gemacht, somit sollte also ein Tisch für uns bereit sein.
Etwas ausserhalb von Al Ula ist das Restaurant in einem tollen Palmengarten untergebracht. Ein unüberschaubares Heer von Mitarbeitenden aus aller Welt, kümmert sich um die Wünsche der Gäste. Das Restaurant ist halboffen, man sitzt also wie in einer Pergola, wir sind somit froh, dass genügend Wärmepilze Hitze abstrahlen, denn die Abende hier sind ganz schön frisch.
Zu Querflöte und später Saxophon, geniessen wir allerbestes, lauwarmes Bio-Gemüse direkt aus der Oase von Al Ula, Lobster, Scampis und Spielereien aus Kürbis, Eierstich und so weiter. Immer wieder kommt ein überraschendes Plättli oder Schälchen aus der Küche, dessen Inhalt von den Servicemitarbeitern erklärt wird. Beim Ausgang bekommen wir sogar noch einen wunderhübschen Zitronencake mit auf den Weg. Insgesamt ein sehr schönes und gutes Erlebnis - einfach nicht für alle Tage.
10.2.25. Unser Ausflug nach HEGRA
Leider darf man nach Hegra nicht mit dem eigenen Auto fahren, warum wissen wir nicht, also buchen wir eine Tour über die App. Wir sind mit Anke und Joachim verabredet, die Tour zu den Nabatäer Gräber startet um 14.30.
Die ersten Gräber sollen aus der Zeit vor Christus entstanden sein und sind alle noch sehr gut erhalten. Man erkennt die Steinmetzkunst der Nabatäer, die gemäss unserer einheimischen Guidein dem Leben nicht den gleichen Stellenwert beigemessen haben wie dem Leben nach dem Tod. Sie haben also sparsam und arm gelebt, und währenddessen schon an ihrer Grabstätte gebaut. Also nichts von "Enjoy the moment".
Im 1. Jahrhundert n. Chr. blühte die Stadt unter der Herrschaft der Nabatäer auf und entwickelte sich zu einer bedeutenden Stadt mit Wohnhäusern, Mauern, über 130 Brunnen, Bewässerungskanälen und Regenwasserspeichern. Nach Petra in Jordanien, etwa 300 Kilometer nördlich von AlUla gelegen, war Hegra die zweitgrößte Stadt der Nabatäer. Diese Nomadenzivilisation wurde durch die Kontrolle der Weihrauch- und Gewürzhandelsrouten wohlhabend und zeichnete sich durch ihr Talent für Ingenieurwesen, Architektur und Bewässerung aus.
Da sich das Gebiet über 52 Hektare erstreckt, werden wir von den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zur nächsten mit einem Bus gefahren. Eine Kurzgruppenreise mit etwa 40 Personen. Überall wird in alle möglichen Sprachen übersetzt, während die Guidein versucht alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen - was wie üblich nicht einfach ist. Wir sind einmal mehr froh, in der Regel als Kleinstgruppe unterwegs zu sein 😜.
Aber wir haben tolles Wetter, das Licht ist wunderschön so spät am Nachmittag und die Gegend ist atemberaubend, sowieso. Felsformationen in allen Rottönen und Formen und Einsamkeit pur. Eine wirklich fantastische Region. Übrigens sind wir jetzt bereits zwei Monate in Saudi Arabien - was für ein wirklich grossartiges Land!! Wir sind ein bisschen hin und weg...
11.2. 25 Al Ula - Harrat View Point
Nachdem wir am Abend nochmals staunend durch das magische Altstädtchen gebummelt sind, wollen wir am Morgen einen Spaziergang durch die grosse Oase von Al Ula machen. Gerade als wir los wollen, kommt ein Security mit Auto angefahren und steigt aus. Ups, wir haben uns schon gedacht, dass wir eventuell nicht mehrere Nächte in der Oase stehen dürfen. Aber er begrüsst uns, stellt sich vor, und sagt er habe hier noch nie so ein Auto gesehen. Ob wir denn etwas brauchen würden? Ob er uns was besorgen dürfe? Wir seien in Al Ula herzlich willkommen und könnten uns immer an ihn wenden, wenn was sei. So ist Saudi Arabien - wir haben einfach noch alte Reflexe.
Wir machen also den geplanten Spaziergang durch die Oase. Der grösste Teil ist sehr gepflegt, Dattelpalmen so weit das Auge reicht, viel Petersilie, Karotten und Dill, und eigentlich ist ja hier Winter. Die Orangenbäume tragen keine Früchte, viele Felder liegen brach, und werden wahrscheinlich demnächst wieder angepflanzt werden. Unterwegs machen wir Halt in einem tollen Café, essen was feines und trinken wieder unser Lieblingszeug - Lemon Mint Drink.
Für die Nacht fahren wir am späteren Nachmittag die 25 km auf den Harrat View Point. Ein Aussichtspunkt eigentlich genau über dem alten Teil Al Ulas, auf etwa 1200 M.ü.M. Die gute Asphaltstrasse führt uns zuerst raus aus Al Ula und dann durch tolle Felsen steil bergauf. Immer wenns so steil aufwärts geht, habe ich die grausige Vorstellung, dass sich vom Gewicht unsere Hecktüren öffnen, und unser ganzes Gedöns in Richtung Tal verteilt. Aber auch diesmal bleiben die Türen zu, Tinu und Indy schrauben sich im zweiten Gang und manchmal sogar im ersten, durch Haarnadelkurven langsam aufwärts. Oben erreichen wir ein riesiges Plateau, mit ein paar Hügeln in der Ferne und bahnschotterähnlichem Gestein. Die Aussicht ist grandios. Die roten Felsen reichen bis in den fernen Dunst, die Oase von AL Ula leuchtet grün aus der felsigen Umgebung.
Wie immer an solchen Plätzen, bauen die Saudis ein schönes Café hin, versenkte bequeme Sofas mit schönen Kissen, und spielen gute Musik aus allerbesten Boxen. Viele Einheimische fahren für den fantastischen Sonnenuntergang hoch und verschwinden bald wieder.
Wir natürlich nicht. Wir übernachten direkt am Abgrund😝, und geniessen die grandiose Aussicht auch zum Morgencafé.
12.2.25 Harrat View Point - Maraya - Rainbow Arch
Heute ist für uns ein ganz besonderer Tag. Wir wollen zur "Maraya" Concert und Event Hall (arabisch für Spiegel). Das grösste verspiegelte Gebäude der Welt. Es soll sich optisch beinahe in der Landschaft auflösen, weil sich halt die Umgebung drin spiegelt und einfach grandios aussehen. Das ganze hat seit ein paar Monaten erst, einen Hacken. Die Strasse ist gesperrt für alle die keine Buchung im Michelin Restaurant, in einer der Ausstellungen oder an einem Konzert haben. Anke und Joachim haben gestern versucht, den Guard zu überzeugen, sie auf ein kurzes Foto reinzulassen, aber der soll nicht zu erweichen gewesen sein, schreibt sie uns am Abend auf Whats App. So ein Mist. Wir wollen es selbst versuchen, und denken uns, dass wir den Guard bestimmt überzeugen können. Aber im Moment ist keine Ausstellung und Konzert hat es auch keines, also fahren wir selbstbewusst zur Schranke, und grüssen den Guard. Er fragt, ob wir eine Reservation hätten, was wir verneinen. Wir sagen, dass wir gerne im Restaurant etwas essen würden, aber er meint, das ginge nur mit Reservation. Wir quatschen noch ein bisschen mit ihm, aber der hat richtig Rückgrat und lässt sich nicht von uns überreden. Schade!!!
Wir trollen uns also mit hängenden Köpfen, und bei den nächsten Häusern, total in der Pampa, sehen wir einen kleinen Laden, halten an und wollen noch den vergessenen Joghurt kaufen, bevor wir in die Wüste zum Rainbow Arch fahren. Ein deutsches Paar, Anke und Peter wie wir später erfahren, sprechen uns an, weil sie unseren Indy sehen, mit seinen ganzen Stickern und so. Es interessiert sie, wie es im Iran und Irak war, und wie die Reiserei allgemein mit dem Camper auf der arabischen Halbinsel ist. Sie kennen Jordanien gut, waren aber noch nie in Saudi Arabien. Peter meint, bis vor fünf Jahren habe er gesagt, überall wo Männer Nachthemden tragen, wolle er nicht hin. Mittlerweile habe er selber fünf🤣. Sie sind mit Mietwagen und Hotels unterwegs und finden die Gegend ebenfalls toll. In Hegra haben sie sogar einen Ballonflug unternommen - es sei grandios gewesen!
Ich frage Anke, ob sie "Maraya" schon gesehen haben. Wir seien leider enttäuscht worden, und ich erzähle ihr wie wir beim Guard abgeprallt sind. Sie meint, sie hätten es die ganze Zeit von ihrer Hotelterrasse im Blick 😳(bei 1500 CHF pro Nacht ist es offenbar inklusive). Sie wohnen im Banyan Tree, dessen Bungalows direkt hinter dem Spiegelhaus stehen würden. Sie meint, natürlich würden sie uns mit ihrem Mietwagen zum Gebäude fahren und dann wieder zurück bringen. Whaaaat? Ich merke an, dass der Guard ja weiss, dass wir nicht ins Hotel gehören, er hat eben ja lange genug mit uns diskutiert. Peter winkt ab und meint, dass sie ihm ja wohl nicht vorschreiben können, welche Gäste er mitbringe. Sooo cool! Wir hüpfen also in den Mietwagen und düsen die paar Kilometer zur Schranke. Peter ist offenbar bekannt, die Guards winken und begrüssen ihn, und der eine schaut auf den Rücksitz und erblickt uns. Man kann direkt sehen wie es hinter seiner Stirn arbeitet. Der denkt sich bestimmt, dass wir ihm irgendwie bekannt vorkommen. Nur ein paar Kurven weiter steht es da in seiner ganzen Pracht. Maraya! Was für ein richtig geiles Gebäude!!
Wir staunen, machen Fotos, staunen weiter wie es sich in der Landschaft auflöst, und sind total begeistert. Wir lieben es! Wie versprochen, bringen uns die zwei wieder zurück zum Indy und wir sind total happy. Wir machen noch ein paar Fotos mit ihnen, tauschen den Kontakt und sie machen sich wieder auf, in ihren Luxustempel. Liebe Anke und lieber Peter, wir werden für immer an diesen schönen Moment mit euch beim Maraya denken. You made our day! Danke.Danke.Danke.
Immer noch ganz beseelt, fahren wir weiter und halten irgendwo zwischen riesigen Felsformationen. Peter hat uns nämlich aus dem kleinen Resti neben unserem Joghurt-Laden Linseneintopf mitgebracht. Sie essen dieses Zeug so gerne, und immer wenn es sich anbietet, hohlen sie sich ein paar Portionen. Wir knabbern also frisches Fladenbrot und Linseneintopf und gucken unsere Fotos vom Maraya. Ausgetrickst🤗!
60 km gute Asphaltstrasse und 6 km übles Wellblech später, treffen wir beim Rainbow Arch ein. Eine thailändische Reisegruppe posiert vor dem Steinbogen, wir lassen uns Zeit, plaudern mit einem Paar aus Bangkok und bringen, als die Gruppe von Dannen zieht, unser Auto in Position. Fotos müssen wir immer machen, sobald das Objekt der Begierde frei ist. Sehr schnell kommen manchmal die nächsten Menschen, die ins Bild purzeln. Wir können aber ganz ungestört Fotos machen und rumkaspern, weit und breit keine Menschenseele. Erst als wir gerade unsere Aussendusche benutzen wollen, kommen die nächsten Fahrzeuge. Dies ist übrigens oft der Fall....Aber auch die rauschen nach einer Viertelstunde wieder davon, und so sind wie wieder ganz alleine. Was für eine tolle Kulisse. Wir klettern auf den Fels hinter dem Bogen und schauen der Sonne zu, wie sie diesen wunderbaren Tag verlässt. MEGA!
Am Abend ziehen die saudischen Reisegötter nochmals alle Register. Am Horizont taucht plötzlich eine kleine Herde Kamele auf. Fünf Mütter mit jeweils einem Jungtier, ganz klein die Jungen. Vor lauter Highlights hätte ich fast vergessen zu erwähnen: Der Vollmond ging direkt hinter dem Rainbow Arch auf, bei glasklarem Sternenhimmel. Echt, kann ein Tag jemals besser sein!? Ich glaube nicht.
14.2.25 Rainbow Arch - Shalah Café - Al Ula
Auf dem Rückweg nach Al Ula besuchen wir das kleine wirklich süsse Café in den Felsen. Der Zugang zum Café führt durch schmale Felsöffnungen und durch einen kleinen Canyon, zu einem Platz, eingebettet inmitten von Felsen. Das Café ist sicher im Sommer speziell beliebt, weil ausser genau über Mittag die Tischchen im Schatten stehen. Es gibt unerwartet guten Kaffee, kleine Gruppen vom Mekkapilgerern aus Asien halten ihre Erlebnisse auf Bild fest. Eine schöne Atmosphäre in den Felsen.
Zurück in Al Ula müssen wir erst mal eine Wäscherei finden, kaufen Gemüse und Früchte ein, Datteln direkt aus der Oase, tanken Wasser und bummeln nachher gemütlich ins Cafe Kayser. Bestes Internet ever und genau richtig für die Webseite und die viiiiielen Fotos.
16.2.25 Al Ula - Wadi Disah
Nach zehn Tagen verlassen wir also Al Ula. Wir werden uns sehr gerne an diese Region zurückerinnern, denn es gibt so unglaublich viel zu entdecken. Aber hei, wir könnten die Welt nicht erkunden, wenn wir überall wo es uns gefällt hängenbleiben würden. Jetzt sind wir bereits seit neun Monaten unterwegs und haben über 20'000 grossartige Kilometer hinter uns gelassen.
Einmal mehr sind die Strassen über die wir die Region verlassen quasi fehlerfrei und schrauben sich von 600 M.ü.M. bis auf 1300 M.ü.M. Rotes Gebirge und karge Felsformationen begleiten uns auch hier. Zum ersten mal in Saudi Arabien sind viele Esel am Strassenrand unterwegs, und zupfen an den kargen Zweigen von irgendeinem trockenen Pflänzchen. Sie sehen aber alle gut genährt und gepflegt aus und rennen auch nicht unkontrolliert auf die Strasse. Ab und zu sind kleine Beduinenzelte zu sehen, Schafe oder kleine Kamelherden sind unterwegs und suchen Futter.
Nachdem wir die Berge wieder verlassen und auf einer Ebene um 400 M.ü.M. ankommen, wollen wir uns einen Platz zum Übernachten suchen. Wir werden ausserhalb eines klitzekleinen Dorfes fündig, fahren über sehr gute Piste etwas von der Hauptstrasse weg und stellen uns zwischen Hügel. Zum ersten mal seit etwa 2 Monaten haben wir das Gefühl, den Winter hinter uns zu lassen. Es ist etwa 24° und das war es schon länger nicht mehr, sogar der Wind ist warm.
Endlich können wir wieder mal die Aussendusche nutzen - es ist einsam und warm genug! Später macht unsere Heizung wieder einmal eine ihrer Fehlermeldungen, auch darum muss man sich kümmern. In der Regel ist sie selbstreparierend. Wir gehen dem Fehler auf den Grund, und wenn wir kein Problem ausmachen können, startet Tinu die Heizung neu. Dann läuft sie in der Regel wieder.
Ein alter Land Cruiser kommt mit zwei Männern und einem kleinen Mädchen vorbei. Ohne Englisch aber mit Google translate unterhalten wir uns mit den beiden. Sie sind Beduinen und haben ihre Schafe ganz in der Nähe. Sie sind super nett und heissen uns in ihrem Dorf willkommen. Nach ein paar Selfies verabschieden sie sich, nur um kurze Zeit später wieder, diesmal mit noch einem Bruder mehr, aufzutauchen. Sie bringen uns getrockneten Feta und Fladenbrot mit. Beides habe ihre Mutter gemacht, erklären sie uns stolz. Der trockene Feta schmeckt uns gar nicht, er muss richtig gelutscht werden, damit man sich keinen Zahn ausbeisst. Aber wahrscheinlich ist er so ewig lange haltbar. Das Fladenbrot hingegen ist sehr fein und wir loben es ausgiebig. Die kleine Familie verschwindet wieder, natürlich nicht ohne uns einzuladen, bei ihnen zu übernachten. Wir sind immer noch am Indy zugange, als ein anderer wirklich uralter Land Cruiser Pickup bei uns vorfährt. Gar kein Englisch, gar kein Google Translate, bestimmt 70 jähre alt und ein breites Lachen im sonnengegerbten Gesicht. Das muss der Vater sein, denn die Frau, ganz in schwarz und nur mit einem ganz kleinen Schlitz im Nikab, freut sich sehr, als sie uns sieht wie wir ihr Brot geniessen. Als sie mich sieht, kommt sie sofort auf mich zu um mir die Hand zu reichen. Sehr nett, sehr selten. Auch sie verschwinden im Sonnenuntergang und wir haben wieder Ruhe. Aber sie waren wirklich nett, wie überall in Saudi.



17.2.25 Zum Wadi Disah
Heute wollen wir zum Wadi Disah. Bereits die Anfahrt zum Wadi ist spektakulär. 270 km nordwestlich von Al Ula, liegt es in vielen hundert Meter hohen roten Felsen und ist am Eingang Lebensraum für grosse Palmenhaine und Gärten. Eine holprige Schotterpiste also ein Flussbett halt, führt einmal quer durch das 10 km lange Flusstal. Viele tiefe Löcher und komplett ausgewaschene Passagen, sandige und steinige und vom Schilf halb zugewachsenen Strecken machen diese tolle Geländewagenstrecke aus. Natürlich weiss man nie, wieviel Wasser der Disah führt. Bei unserer Ankunft hat sich am Eingang zwischen den hohen Felswänden, ein riesiger See gebildet - nein mit dem Indy müssen wir hier wirklich nicht rein. Wir schnüren also unsere Wanderschuhe und starten in Richtung tieferes Wadi. Unterwegs findet uns ein netter Hund, und ist fortan unser Begleiter. Riesige Starkolonien sammeln sich in den hohen Felsen, machen einen ziemlichen Lärm und wechseln als kompakte Wolke den Standort. Ab und zu müssen tiefe Wasserpassagen von uns durch ziemlich dichtes Schilf umlaufen werden, und es ist anstrengend durch den tiefen Sand zu stapfen. Aber es ist wunderschön und die Gegend malerisch.
im Wadi darf man nicht übernachten, und vor dem Eingang ist es nicht so prickelnd. Wir fahren also eine kurze Strecke bis ins nächste Seitental und finden einen grossartigen Platz in den roten Dünen, mit Aussicht auf die riesigen roten Felsen. Im Sand sind die grossen Abdrücke von Kamelen - wir freuen uns schon auf ihren Besuch.
Wir unternehmen schöne Spaziergänge in der Umgebung und bekommen ab und zu Besuch. Mal Einheimische die kein Englisch sprechen uns aber einladen wollen, mal die erwähnten Kamele und einmal Dänu und seine Familie mit ihrem Land Cruiser. Dänu, wie er in Schweizerdeutsch erklärt, ist in Südafrika aufgewachsen, aber seine Mutter ist Schweizerin. Seine Frau und er leben seit fünf Jahren in Riadh, und Papa Paul ist zu Besuch aus Südafrika. Als Südafrikaner mit Campen und "draussen Kochen" im Blut, verlassen sie jeweils an den Wochenenden die grosse Stadt und geniessen die Einsamkeit Saudi Arabiens. Nur Vater Paul ist etwas konsterniert, wie wenig Tiere es hier in soviel Gegend zu sehen gibt. Keine Wunder, wohnt er doch nur fünf Kilometer vom Kruger Park entfernt und arbeitet seit Jahren dort. Er ist also ein anderes Aufkommen an Wildtieren gewohnt. Es ist ein netter Plausch und Dänu hat so Freude uns kennen zu lernen, dass er uns ein sorgfältig gehütetes, richtiges Bier schenkt. Sie haben für den ganzen Urlaub nur drei, also eines pro Person mitgenommen, welches ihm ein Freund der bei der Botschaft arbeitet, organisiert hat. So nett! Er freut sich uns etwas so rares zu schenken und mahnt, die leere Dose dann gut zusammenzustampfen damit man sie im Müll nicht ausmachen kann. Es hat ein bisschen was von Drogenhandel🤭 !
Wir bleiben einige Tage an dem schönen Platz bevor wir uns Richtung Küste, nach Duba aufmachen. Nach mehr als 2500 km einmal quer durch Saudi Arabien, vom Persischen Golf bis zum Roten Meer, erreichen wir die Westküste des spektakulären Landes. Wir stellen uns einfach an den menschenleeren Kilometer langen Strand, schauen aufs klare Wasser und erinnern uns, was wir für ein Glück haben, solche grossartigen Reisen unternehmen zu können. Mega! Das Wasser ist nicht mal so kalt, und Tinu entdeckt beim Schnorcheln viele bunte Fische, kleine und grosse Muscheln, Schnecken und sonst allerlei Getier. Fischer, die hier mit einfachsten Mitteln versuchen einen guten Fang zu machen, wollen uns sogar von ihrer Beute schenken. Aber wir lehnen dankend ab. In solchen Fällen sagen wir immer, dass wir keinen Fisch essen, seien Vegetarier. Was natürlich nicht stimmt. Aber Papageienfische gehören aus unserer Sicht einfach vor die Taucherbrille und nicht auf unseren Teller.


22.2.25 Duba nördliche Küste
Im Internet wird die Stadt Duba mit ihren 22'000 Einwohnern als Perle am Roten Meer beschrieben. Solche Aussagen machen uns immer skeptisch - klingt ein wenig nach Saudi Tourismus. Aber wir sind ja offen und fahren mal in den Ort. Tatsächlich führt eine kleine Seepromenade dem Meer entlang, für Kinder hat es ein paar Spielplätze und ein Foodtruck mit Kaffee und Cookies ist für das leibliche Wohl zuständig. Wir haben aber gelesen, dass es ein gutes türkisches Restaurant geben soll, und türkische Restaurants haben uns bisher eigentlich noch nie enttäuscht. Wir füllen also im nahen, überraschend teuren Supermarkt unsere Vorräte auf und stellen uns zum Sonnenuntergang ans Meer. Einheimische rollen trotz Wind ihre Pick Nick-Decken aus, Jungs spielen Fussball und bei uns kommt ein Däne zum Plaudern vorbei. Er arbeitet, wie so viele Expats hier, als Spezialist beim Grossprojekt Neom. Da er schon seit einem Jahr hier lebt, hat er uns ein paar Tipps wo man gut schnorcheln kann und wo die Strände besonders schön sind. Leider sind in Folge des Neom Projekts viele Strandabschnitte gesperrt, oder die Zufahrtsstrassen existieren gar nicht mehr.
Später fahren wir zum Türken und lassen uns was feines kochen. Das Restaurant ist gross und wir sind überrascht wie gut besucht es ist. Viele Expats und ihre Grossfamilien füllen riesige Tische, wohl auch alles Mitarbeiter des Neom Projekts. Tablett um Tablett werden wirklich sehr appetitliche Speisen aus der Küche getragen - offenbar ist das Essen hier bei Einheimischen und Europäern sehr beliebt.
Zum Schlafen stellen wir uns wieder an den Strand, was hier glücklicherweise erlaubt ist. Wir verbringen jedenfalls eine ruhige Nacht.
Neom: The Line

Neom soll eine unabhängige Wirtschaftszone werden, die über ein eigenes Rechts- und Steuersystem verfügt, aber politisch nicht souverän ist. Neom soll seinen Energiebedarf ausschließlich aus Wind- und Sonnenkraft speisen. Das Projekt hat zum Ziel, die Wirtschaft Saudi-Arabiens unabhängiger vom Öl zu machen.
„Neom – The Line“ soll eine autofreie und klimaneutrale Wüstenmetropole für neun Millionen Menschen werden. Wie der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman in einer propagandistisch angehauchten Discovery-Dokumentation erzählt, stammt die Idee von ihm persönlich. Das war einmal der Plan.
Seither wird im biblischen Land Midian das Projekt einer Stadt vorangetrieben, die aus zwei nebeneinander stehenden, inwendig begrünten, 500 Meter hohen und 170 Kilometer langen Wolkenkratzern besteht.
Soweit Wikipedia 2024
Seither ist einiges passiert:
Das Projekt wurde schon ziemlich abgespeckt. Von den 170 km (!!) die das Gebäude an Länge hätte haben sollen, sind noch 2.6 km übrig. Anstelle der 9 Mio. Menschen sollen es nur 300 000 sein, die dort wohnen werden. Allerdings ist natürlich das Projekt immer noch gigantisch. Denn "The Line" ist ja nur ein Teil davon. Nebst hunderten oder Tausenden von Mitarbeiterunterkünften für die Bauleute, wurden bereits für die Baustelle Stromkraftwerke gebaut, neue Strassen, Kieswerke, Wasser Entsalzungsanlagen, Windparks, Schulen, Spitäler und so weiter. Am Ende (falls das jemals ein Ende haben wird), soll ein grosser Hafen für Kreuzfahrtschiffe und eine Marina entstehen, Meerwasser Entsalzungsanlagen sollen für Trinkwasser sorgen, Hotels und Resorts die touristische Infrastruktur erweitern und und und. Die kosten sollen übrigens bei rund 1.5 Billionen liegen. (Eigentlich ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass die acht Museen in Abu Dhabi 8 Billionen kosten sollen).
Die ganze nordwestliche Ecke Saudis ist eine Baustelle und wir mittendrin. Bis vor kurzem, konnte man an dieser wunderschönen Küste am Roten Meer überall halten, baden und natürlich frei stehen. Seither ist viel passiert. Überall Zäune, Baustellen, Bagger und Lastwagen. Verrückt.
Wir finden dennoch einen schönen Platz an einem Strand in der Nähe von Sharma. Weiter nördlich haben uns die Coast Guards leider das Übernachten untersagt. He nu, wir bleiben hier am langen Strand und Tinu kann noch ein paar mal zum Schnorcheln raus.

An diesem tollen Ort, werde ich mich heute mal offiziell verwöhnen lassen - 25.2.25 - ein schönes Datum! Danke allen von Herzen, die an mich gedacht und mir Glückwünsche gesendet haben...

Übrigens eine Geschichte am Rande: Wir lieben es ja selber zu kochen und haben viele Gewürze dabei. Ab und an geht was aus und muss ersetzt werden. Als Kartoffelstock Liebhaber/in gehört natürlich auch Muskatnuss zu unseren Vorräten. Seit einigen Wochen, suchen wir nun vergebens in grossen und kleinen Supermärkten oder an Märktständen mit Gewürzen entweder ganze oder gemahlene Nüsse. Keine Chance. Ist einfach nicht vorhanden. Ich kann mir das so gar nicht vorstellen, denn die Gewürzregale haben in den hiesigen Supermärkten die Ausmasse von den Hundefutter Regalen bei uns. Also bemühe ich mal das Internet. Und siehe da! Muskatnuss ist HARAM (verboten), gilt als Rauschmittel und ist in streng muslimischen Ländern verboten - genau wie Lebensmittel aus Schweinefleisch oder Tierblut, Alkoholika oder Glücksspiele. Na sowas. Deshalb gibt es bei in Zukunft total jugendfreien Kartoffelstock in seiner reinsten, rauschfreien Form. Sachen gibts.
27.2.25 Richtung Jordanien
Nach einer Woche an unterschiedlichen Stränden am Roten Meer, machen wir uns auf den Weg gen Norden. Immer noch mitten durch die Baustelle der "Line", führt die Autobahn durch spektakuläre Berge, und immer wieder durch Grossbaustellen. Wir erreichen Haql, die letzte Stadt vor der jordanischen Grenze. Füllen Wasser- und Dieseltanks und natürlich auch noch den Kühlschrank. Allerdings ist Haql weder hübsch noch einladen, hat eher den Groove eines typischen Grenzortes, aber einen mittelmässigen Supermarkt gibt es dennoch und ebenso eine letzte günstige Tankstelle. In Saudi Arabien tanken wir momentan noch für 40 Rappen, dies wird sich in Jordanien ändern. Wir übernachten noch einmal am türkisen Meer, und morgen heisst es für uns wieder: Border Run! Jordanien, wir kommen!
Fazit Saudi Arabien: 11 Wochen/ 4200 km
Saudi Arabien ist für uns das perfekte Camper-Land. Äusserst gastfreundliche Menschen, wir sind überall mehr als willkommen, spektakuläre Landschaften vom Persischen Golf bis ans Rote Meer. Das Land ist sehr sicher, freie Stellplätze in Hülle und Fülle, einfache Versorgung mit Wasser, Gas, Treibstoff und Lebensmitteln - uns gefällt es hier wirklich super!
