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Türkei

-Einwohnerzahl: 85 Mio.

-Die Türkei ist fast 20 x grösser als die Schweiz

- Ankara ist die moderne Hauptstadt

- Es gibt 6500km Küstenlinie

- 16 Sehenswürdigkeiten auf der Liste der UNESCO

- Nur 5% von Istanbul und der Türkei gehört zu Europa, der             Rest zu Asien

- Istanbul ist eine der wenigen Städte auf zwei Kontinenten

- Die türkische Küche gehört nebst der Chinesischen und der         Französischen zu den drei Weltküchen

- 50% des Landes besteht aus Landwirtschaftsfläche

- In der Türkei gibt es 82'693 Moscheen

- 99% aller Türken sind Moslem

- Es gibt mehr als 30 Sprachen in der Türkei

-...und dann gibt es da noch die Mondlandschaft von                       Kappadokien - genau wegen der sind wir hier 😄(unter Anderem)

Und das Beste: Vor ein paar hundert Jahren hatten türkische Frauen das Recht, sich scheiden zu lassen, wenn der Ehemann sie mit nicht genug Kaffee versorgt hat...gefällt mir.

8.7. Richtung türkische Grenze

 

Bei Eva wären es ja nur 300 Meter gewesen, aber da gibts natürlich keinen offiziellen Grenzposten. Wir fahren also die gute Autobahn ca. 40 km weiter, und kommen an ein Knudelmuddel von Lastwagen, PKW's und Wohnwagen. Die Ausreise, die ja in der Regel rasch vonstatten geht, dauert fast eine Stunde. Aber hei, Grenze ist Grenze und jede hat ihre eigenen Regeln. Laaaangsam schieben wir uns mit vielen anderen vorwärts, passieren den Grenzfluss mit den Militärposten und kommen zu den Schaltern der türkischen Grenzposten. Dann gehts ratzfatz, Stempel in den Pass, Autopapiere kontrolliert und "willkommen" in der Türkei. Das Ganze hat etwa drei Stunden gedauert aber die Grenzer waren alle sehr nett!

 

Die Landschaft ist ganz ähnlich der in Griechenland, aber wir haben den Eindruck, dass hier wohl schon lange sehr heisse Temperaturen herrschen. Die Region sieht sehr trocken aus, die Felder sind abgeerntet und die Sonnenblumen welken. Wir wollen nach Kesan, weil uns Janni den dortigen Markt/ Basar empfohlen hat. Allerdings ist es bereits so spät als wir ankommen, dass der Markt gelaufen ist. In der Stadt zu bleiben, macht uns nicht an, es ist mindestens 35°.

 

Wir verlassen die Stadt und fahren erst mal zu einer Tankstelle. Für ganze 1.23 pro Liter füllen wir unseren Tank. Nach Griechenland, wo der Dieselpreis so zwischen 1.55 und 1.68 war, fühlt sich das nochmal ein grosses Stück günstiger an. Wir kaufen noch ein paar Dinge ein und los gehts wieder aufs Land. Irgendwo im Nirgendwo verlassen wir die sehr gute Autobahn und suchen uns einen ruhigen Übernachtungsplatz. Bei einem riesigen Sonnenblumenfeld können wir uns erst mal wieder sortieren. Geld konnten wir zwar noch nicht ziehen, die ATM Automaten haben nicht funktioniert, aber wir haben zur Not noch Euro. Ich stelle mir vor, dass die Menschen vielleicht gerne Euro nehmen, denn bei dem Währungszerfall in der Türkei, verliert das Geld schneller seinen Wert als du gucken kannst. Im Dezember musste man für 100 Türkische Lira 3.30 CHF bezahlen, jetzt, sechs Monate später sind es noch 2.70 CHF. Verrückt. 

9.7. Silivri - Istanbul

 

Nach unserem tollen Übernachtungsplatz in den Sonnenblumen fahren wir weiter nach Silivri, auch am Meer gelegen und vor allem auf unserem Weg nach Istanbul ein guter letzter Stopp vor der Stadt. Muss man nicht gesehen haben, aber das Internet vom nahen Café war gut und somit konnte der Bericht von Griechenland und der Start in die Türkei hochgeladen werden. 

 

Wir nehmen gegen Mittag, als der Schatten unter unserem Baum langsam schwindet, den Weg nach Istanbul in Angriff. Wir erwarten richtig viel Verkehr und Chaos, aber hei: alles gesittet, breite dreispurige Autobahn, immer wieder Radar - deshalb wahrscheinlich auch gesittet. Die Stadt ist riesig. Wir denken an unsere Freunde die die Stadt auf ihren Fahrrädern durchquert haben. Ziemlich verrückt. Sie ist endlos gross. Vom Stadtrand bis zu unserem Stellplatz beim Atlétic Club nahe der Altstadt haben wir etwa 75 km vor uns. Die Stadtautobahn ist gut ausgeschildert, nur kurz vor den Ziel verfransen wir uns ein wenig. Aber beim Atlétic Club gibt es genügend Platz, obwohl schon etwa 15 WoMo's da stehen. Und offenbar wird es für uns langsam interessant. Bis jetzt waren ja eher die grossen Weissen Mobile unterwegs, jetzt kommen wir langsam in den Dunstkreis der Abenteurer. Ein riesiger alter Unimog steht da, ein grosser MAN - natürlich beide Deutsch, dann ein paar Sprinter mit Schnorchel und den ganzen anderen Gadgets und Hubi, ein Zuger der direkt vom Irak in Richtung Heimat unterwegs ist - mit seinem Dachzelt.

 

Der Platz kostet pro Nacht 15 €, nah an der Altstadt und ganz nah am Bosporus. Bereits auf der Herfahrt dümpeln grosse Frachter auf Reede vor dem Hafen und andere warten auf die Durchfahrt des Bosporus. Dieser verbindet das Marmarameer mit dem Schwarzen Meer und teilt Istanbul in den europäischen und den asiatischen Teil. Diese Wasserstrasse ist 30km lang und maximal 2.5km Meter breit. Schiffe mit einer Länge von über 150 Metern müssen für die Durchfahrt des Bosporus einen Lotsen an Bord haben und geniessen Vorfahrt. Dies wurde eingeführt, nachdem jedes Jahr viele Schiffe kollidiert sind. Für Schiffe mit Gefahrgütern ist zudem an einigen gefährlichen Stellen die Durchfahrt gesperrt, solange ein anderes Schiff mit einer ähnlichen Ladung in der Nähe ist. 

 

Wir springen also in die schnellen Schuhe und machen uns auf den Weg in die Stadt der sieben Hügel. Ein Gewusel in jeder Gasse. Unvorstellbar. Wenn eine dieser Gasse superschmal ist, und vielleicht eine Vespa sich zwischen den links und rechts geparkten Autos durchzwängen kann, dann kommt bestimmt ein 80 Plätzer Personen Bus, und will da auch durch. Und irgendwie gehts immer. Da wird halt der Marktstand weggeräumt, einer pfeift dem Nachbarn weil sein SUV auch im Weg steht, der kommt dann direkt vom Mittagessen und rollt sein Gefährt auf den Gehsteig, nicht ohne einen Schwatz mit dem Busfahrer, ein Café räumt seinen Gast samt Teetasse und Tischchen weg - alles kein Problem. 

 

Als Fussgänger ist das schon ein wenig problematischer. Ich hab es also geschafft, beim überqueren einer schmalen Gasse, natürlich einspurig, etwa viermal fast überfahren bzw. eingeklemmt, bzw. an der Wand zerquetscht zu werden, bzw. auf einer Kühlerhaube zu landen. Und besonders schön; alle hupen erst 2cm hinter der Kniekehle. Das Blut gefriert dann direkt in den Adern. Herrje, also an das muss man sich erst mal gewöhnen.

 

Dann diese Taxifahrer. Grrrr! Wir haben in nur zwei Tagen bereits wieder schätzen gelernt, dass in den meisten Städten dieser Welt Uber oder Bolt buchbar sind. Die ewigen Diskussionen um Taxameter oder Destination sind einfach nur öde. Und eigentlich hätten wir gedacht, dass die der Vergangenheit angehören. Aber nein, in Istanbul steigt man in das Taxi ein, zumindest wenn sich nicht wieder gerade jemand vordrängelt, der Fahrer fährt los, man sagt ihm die Adresse, dann hält er an, und meint wir sollen wieder aussteigen. Problem, Problem. Grosse Gesten, grosse Erklärung auf türkisch, von der wir nur verstehen: Problem Problem. Ist ja gut. Irgendwie will er nicht in den starken Verkehr, oder eine weitere Distanz oder was auch immer. Auf jeden Fall ist es offenbar ein Problem. Wir haben das Gleiche noch ein paarmal erlebt, aber es gibt natürlich auch sehr nette Fahrer. Wie für die Strecke ins Roof Top Restaurant zum Abendessen, als uns einer sagt, das koste mindestens 600 Lira. Am Ende haben wir einen anderen gefunden, der ganz selbstverständlich den Taxameter einschaltet, und es dann 60 Lira kostet. 

 

Der war sehr nett, hat sein Trinkgeld gekriegt und wir waren erst noch auf die Minute genau, für unsere Tischreservation im Restaurant. Schweizer halt. Sehr fein gegessen, wirklich super gute Mezze vorneweg, dazu Delphine in der Bucht und grossartige Aussicht - echt kitschig. Wir trinken Sauvignon Blanc, Alkohol ist eher eine Seltenheit in Istanbul. Auf unsere Frage von wo der herstammt, sagt unser Kellner wie selbstverständlich: von hier natürlich. Er schmeckt sehr gut, wir schauen auf dem Etikett nach, können das meiste nicht lesen, ausser "Santiago de Chile, Chile"...sehr geil.

 

Natürlich machen wir hier das Meiste per pedes. Topkapi Park, Hagia Sophia, Ortaköy, Taksim Platz, Itsiklal (die Bahnhofstrasse Istanbuls), schlendern am Bosporus entlang, beobachten wahnsinnig viel Verkehr von Fähren, Frachtern, kleinen und grossen Privatyachten und Kreuzfahrtschiffen. Wir machen eine Bootstour, essen viele türkische Spezialitäten, besuchen den grossen Basar und den für Gewürze - überall ein wildes Gewusel und überall wird man beinahe überfahren. Istanbul hält uns auf Trapp. Aber wir wollen noch nicht weg, obwohl langes Wochenende mit Feiertag uns erwartet. Dann wird es womöglich noch voller. Egal. Wir bleiben. Die Stadt ist toll! Zudem ist auf dem Stellplatz ein immer währendes Kommen und Gehen. Wir lernen nette Menschen kennen, gehen mit ihnen zum Abendessen und tauschen uns über unsere Reisen aus. Und: Wir sind in der Stadt der Katzen: und die allersüssesten sind bei uns. Oder im Indy. Oder machen Quatsch. Vielleicht nehmen wir sie auch mit. Vielleicht. Die Verhandlungen laufen.

 

Auf unseren etwa 60 oder 70 km zu Fuss entdecken wir viele Ausgehviertel, kleine und grosse Basare, schöne Läden, nette Restis und Cafés, schöne Werkstätten in denen noch alles von Hand gefertigt wird und natürlich den sehr lebendigen Hafen. Jeden Tag mindestens ein oder zwei Kreuzfahrtschiffe, mitten in der Stadt. Natürlich grossartige Moscheen und Museen, und Regierungsgebäude schön herausgeputzt - und immer wieder operierte Nasen. Offenbar gibt es hier einen gut laufenden Schönheitsoperationen-Tourismus. Denn es sind längst nicht alles Einheimische. 

 

Der grosse Basar ist übrigens wirklich gross. Ein Labyrinth von 66 Strassen verbindet ca. 3000 Geschäfte. Er ist sehr gepflegt, man wird weder zum Kauf gedrängt noch belästigt, aber man darf die Ware jederzeit anschauen und bekommt Infos vom Verkäufer auf sehr nette Weise. Die berühmten Türkish Delights, Tees oder Nüsse gibt es immer wieder zu verkosten. Übrigens werden in der Türkei die meisten Haselnüsse der Welt angebaut. Dementsprechend gibt es überall Desserts und Cookies mit Nüssen...Und als wär das alles nicht genug, ist es im gedeckten Basar immer schön kühl. Nehmen wir gerne bei 35°.

Istanbul Food

Katzen Istanbuls

16.7. Istanbul - Asiens Teil

 

Heute wollen wir dennoch weiter. Die meisten die Istanbul verlassen, fahren dann direkt wieder Richtung Norden oder in Richtung Ankara. Wir nehmen nur kurz die Autofähre auf die asiatische Seite, denn wir haben auf unserer Bootstour gesehen, dass dort auch WoMo's stehen. Mit direktem Blick auf den Bosporus - das wollen wir auch, unbedingt. Wir fahren vom Anleger direkt der Wasserlinie entlang und sehen bereits, dass trotz Halteverbot, den ganzen Fussgängerquai entlang Fahrzeuge geparkt sind. Die letzte Busse ist ja schon ein Weilchen her, wir stellen uns also direkt an die Uferpromenade. Die Strasse direkt hinter uns ist unwahrscheinlich laut. Busse, Lastwagen, getunte Motorräder und Autoposer lassen ihre Motoren glühen, direkt hinter unseren Kopfkissen...

 

ABER! Vorne spielt die Musik. Kreuzfahrtschiffe, Fähren, Kriegsschiffe, Tanker, Privatyachten, kleine Segler und Dreimaster, Frachter und Partyboote - wir lieben es. Für viele die an der Promenade flanieren, sind aber wir die Attraktion. Türken die in Winterthur leben, Türken die selber gerne reisen, Türken die uns Tipps geben wollen, Türken die unsere Reise verrückt finden - sie alle kommen bei uns auf einen Schwatz vorbei. Und ehrlich: die Strasse ist wirklich laut, aber vorne kommen wir gar nicht aus dem Staunen. Cuxhaven und Hamburg werden nun leider auf Platz zwei und drei der allerallerbesten Shipspotter Plätze verwiesen. Wir schlafen sogar ziemlich gut und verlassen am Morgen, ganz ohne Busse den tollen Platz am Ufer des Bosporus.

17.- 20.7. Immer ostwärts in Richtung Ankara

 

Durch unerwartet bergige und bewaldete Landschaft geht es für uns auf sehr guten Strassen weiter. Es herrscht oft wenig Verkehr und es wird gesittet gefahren. Vielleicht liegt das auch an den allgegenwärtigen Radarwarnungen 😜. Ab und zu passieren wir grössere Ortschaften, die Häuser werden nach und nach solider in ihrer Bauweise. Wir kommen in eine Höhe von rund 1000 M.ü.M. in unseren Ohren knackt es schon lange und die Temperatur sinkt ein paar Grade. Also auf 32° oder so. Wir übernachten auf den 480 km dreimal.

 

Finden schöne wilde Plätze, aber einmal sind sie am Sapanca See alle so zugemüllt, dass wir lieber auf den wirklich tollen Camping Platz am Poyrazlar See ausweichen...und wir machen eine fast ganz vergessenen Erfahrung. Wir übernachten einmal auf 1000 M.ü.M., haben am Abend wunderbare Temperaturen zum Draussen sitzen, wie immer haben wir im Indy alle Dachluken und Fenster sperrangelweit geöffnet, irgendwann wachen wir nachts beide auf, Gänsehautalarm! Im WoMo ist es nur noch 17°. Wir schliessen ziemlich schnell die Dachluken und einige Fenster, ziehen wärmeres Zeug an und schlötterlen uns durch die Nacht. He? Wahrscheinlich weil wir uns bereits an die immerwährenden 30-36° gewöhnt haben, sind wir jetzt so Gfrörlis. Zu Hause ist 17° ja schon fast Sommer 😇.

21.7. Ankara

 

Am Sonntag fahren wir nach Ankara, in die Hauptstadt der Türkei mit ihren über 5 Mio. Einwohnern. Eine sechsspurige Stadtautobahn führt uns fast staufrei in die Stadtmitte. Beim grossen Gençik Park, mit viel Grünflächen und grossen Wasserspielen, dürfen wir übernachten. Egal wie viele Tage. Das ist ja super. Wir wissen nämlich nicht wieviele Tage wir brauchen werden um unser Iran Visum zu bekommen. Bei 36° machen wir uns also auf den Weg ein wenig die Umgebung zu erkunden. Wir sind im moderneren Teil der Stadt, direkt bei der grossen, wirklich unwahrscheinlich schönen Mosche. Zuerst wollen wir uns eine "Ankarakart" für die öffentlichen Verkehrsmittel beschaffen. Wir fragen im nahen Bahnhof, auf der Tourist Information und in der Metro. Das Dilemma: Die Karte gibts offenbar nur in der Altstadt in Geschäften, aber um in die Altstadt zu gelangen brauchen wir einen Bus oder Metro. Für die braucht man die Karte, denn man kann nirgends bar bezahlen oder Tickets lösen. Hmmm?

 

Wir steigen ab in die tiefen der Metro, die ist komplett leer, keine Schalter dafür absolut neu und gerade erst eröffnet. Fast keine Menschen. Nur eine Fahrwillige, die durch die Sicherheitsschleuse schreitet, ihre Kreditkarte ans Drehkreuz hält und schwupp in den Gängen der Metro entschwindet. Aha! Wir brauchen also gar keine "Ankarakart" sondern können einfach eine gängige Kreditkarte an die Zahlgeräte halten. Das ist ja noch viel besser. 

 

Wir nehmen also den Bus in Richtung Ausgehviertel und bummeln durch einige Geschäfte. Morgen wollen wir unseren Visumsantrag für den Iran stellen, da sollte ich zumindest adäquat gekleidet sein. Heisst für Frauen: Knöchel und Ellenbogen bedeckt, Haare und Hals verdeckt, Po zweimal verdeckt und das ganze in dezenten Farben. Ich musste schon gar nicht erst in meinem Schrank nachschauen. Dezente Pastellfarben sucht frau da vergebens. Hab ich geschlossene Schuhe erwähnt? Oh Mann. Und wir  haben hier so eine Gluthitze! 

 

Somit betreten wir einfach mal ein Klamottengeschäft, Tinu kommt gerne mit, weil es so schön kühl ist. Im Erdgeschoss Minis, bauchfrei, knallbunt für die junge moderne Türkin - im Untergeschoss - oha! Das ist meine Abteilung. Dezent, unaufgeregt, lang. Zwei junge Girls kommen auf mich zu und würden am liebsten die Flucht ergreifen, als sie merken, dass ich kein Türkisch oder Arabisch kann. Ich schaue mich also erst mal ein bisschen alleine um und versuche einen Hijab zu binden (YouTube Tutorials sei Dank). Die zwei kichern und tauen langsam auf. Die eine gibt mir einen Schal in anderer Farbe, meint in Zeichen, dass die die ich gewählt habe nichts für mich ist. Okey... Wir verständigen uns mit Zeichen und Lachen und wir erfahren, dass die zwei aus Syrien stammen, daher natürlich arabisch sprechen. Ein anderes junges Mädel kommt, und erklärt in kleinem Englisch, dass ihre Mutter Iranerin sei. Perfekt. Sie meint, ja die gewählten Farben seinen super für den Iran. Nur bloss keinen schwarzen oder weissen Hijab. Warum hab ich nicht herausgefunden, aber ich bin sowieso eher für Farbe. 

 

Die Girls empfehlen mir noch eines dieser überlangen, langärmligen Hemden und somit bin ich schon mal fürs erste eingedeckt. Für 8€ hab ich also schon mal einen Teil, nur die Hose fehlt noch. Die zwei kichern immer noch als wir den Laden verlassen, wohl froh, das Abenteuer "Touristin" gut überstanden zu haben. In einem nächsten Laden kaufe ich mir noch eine passende weite Hose, 5.50€,  ein Leichtes.

 

Zur Belohnung gibts ein feines Abendessen im Ausgehviertel Ankaras. Die Cafés und Restaurants sind hier gut besucht, alle rauchen Shishas, plaudern und geniessen den Sonntag Abend. 

22.7. Montag Morgen - E-Visumstag

 

Bereits am Montag Morgen früh, verwandeln wir uns also in irangerechte Menschen. Denn auch für Tinu gilt: langes Hemd, lange Hose und geschlossene Schuhe. Mit dem Bus fahren wir ins Botschaftsviertel und suchen eine Adresse die uns Reisefreunde angegeben haben. Ein Office welches für den E-Antrag behilflich ist. Zudem brauchen wir natürlich Fotos. Mit Hijab und höchstens sechs Monate alt dürfen sie sein. Wir finden es zwar nicht auf Anhieb, weil von Aussen nichts angeschrieben ist, aber in einem nahen Büro wo wir fragen, wissen sie was wir suchen. Kurzerhand bringt uns ein Typ dahin, in ein kleines, im Moment noch leeres Büro mit zwei Türken an Computern. 

 

Er weiss sofort was wir brauchen, nimmt unsere Pässe, fragt nach Fotos - nein haben wir nicht. Sein Kumpel greift zur Kamera, macht Spots an, zack Passfoto gemacht. Nein, ich brauche keinen Hijab, okay auch gut. Der andere tippt fleissig, beide können leider fast kein Englisch, aber wir sind zuversichtlich. Alles sieht sehr professionell aus. Später kommt ein junges Paar. Sie braucht ein Foto, und bindet ebenfalls etwas ungeschickt ihren schwarzen Hijab. Wir kommen ins Gespräch, denn die junge Frau spricht sehr gut Englisch. Wie es sich herausstellt ist sie Iranerin und die beiden möchten heiraten. Dazu braucht sie alle Papiere aus dem Iran. Und sie hat wirklich keine Übung im Hijab binden. Sie sagt, genau deshalb lebe sie jetzt hier und nicht mehr im Iran. Wir vertiefen das Gespräch in dieser Richtung nicht - die gilt es für uns mehr denn je zu meiden. Sie übersetzt uns noch Einiges für unser Visum und gibt uns auch sonst noch einige Tipps. Sehr nett die beiden. 

 

Nun ist es in dem Office ein Kommen und Gehen. Die beiden Männer machen wohl alles in Sachen Dokumente, Visa und Fotos. 

 

Unser Antrag geht nun auf elektronischem Weg in den Iran und wird dort geprüft. Falls wir uns als würdig erweisen, den Iran zu besuchen, werden wir per Mail einen Code erhalten, dieser wiederum wird dann auf der Botschaft für das Ausstellen des Visums  gebraucht. We'll see. Innerhalb der nächsten fünf Tage sollten wir Bescheid bekommen. 

 

Wir überlegen, ob wir nun die wirklich sehr heisse Stadt verlassen sollen und sobald wir den Bescheid kriegen zurückkehren, oder ob wir das in der Stadt aussitzen wollen. Der Platz ist super, im Park gibt es viel Schatten - es ist halt einfach sauheiss. Aber die Gärtner des Parks lassen immer wieder mal die Rasensprenger laufen. Dann machen wir es halt wie früher. Rennen durchs Wasser und geniessen das kalte Nass.

Wir beschliessen in Ankara zu bleiben, halt zu schwitzen und ab und zu ein wenig zu jammern 😅.

23.7. Dienstag - Ankara 

 

Den Morgen verbummeln wir im Schatten unter den Bäumen im Park. Die Temperaturen sind um diese Tageszeit noch gut erträglich, es sind noch wenig Picknicker unterwegs, nur einige Hochzeitspaare die mit ihren Gästen Fotos machen, also haben wir unsere Ruhe. Bereits um die Mittagszeit bekommen wir Bescheid aus Teheran. Unserer Anfrage für zwei 90-Tages-Visen wurde entsprochen. Perfekt. Somit können wir am Mittwoch Morgen auf die Iranische Botschaft, die hat nämlich nur bis am Mittag geöffnet und dann das heisse Ankara verlassen. 

 

Am späteren Nachmittag fahren wir mit einem Taxi hoch auf den Hügel zur Zitadelle. Die Aussicht ist grandios, wir sehen am Ende des Horizonts die Weiten Mittelanatoliens, dazwischen endlos Hochhäuser und breite Strassen. Es weht ein stetes Lüftchen und die Touristenmassen halten sich im Rahmen. Nette kleine Geschäfte finden Platz in den alten Häusern die sich eng an den steilen Hang schmiegen. Gepflasterte Sträßchen, die meisten verkehrsfrei, immer wieder nette Restaurants und heiratende Paare mit ihren Gästen. Ob Dienstag hier unser Freitag ist? Sehen nämlich eher so aus wie Zivilhochzeiten, also ganz ohne die grosse Gesellschaft. Man weiss es nicht...

 

Wir finden auf dem Rückweg ein nettes Resti und essen auf der Terrasse wieder türkische Spezialitäten. Sehr fein. Der Himmel zieht sich zu und wir realisieren, dass da soeben ein Gewitter auf Ankara und uns zurollt. An sich kein Problem, allerdings haben wir beide Dachluken und die oberen Fenster wegen der Hitze weit geöffnet. Wir machen uns also auf die Socken, es wird immer finsterer, am anderen Ende der Stadt sieht man schon den Regenvorhang und der Geruch eines Sommergewitters macht sich breit. Natürlich sind wir zu spät. Tinu spurtet die letzten Meter noch, wir erreichen den Indy klatschnass, allerdings ist es im Innern noch immer recht trocken. Gerade nochmal Glück gehabt. Etwa eine halbe Stunde lang prasseln die Wassermassen auf uns nieder und Blitze und Donner wechseln sich ab. Dafür wird es endlich ein bisschen kühler. 

24.7. Embassy of Iran

 

Am Morgen verwandeln wir uns wieder in 1001 Nacht, nehmen ein Taxi und lassen uns vor der Iranischen Botschaft absetzen. Ich richte ganz manierlich meinen Hijab und wir betreten die heiligen Hallen der Botschaft. Viele Menschen warten bereits, einige Frauen in engen Jeans, Kopftücher nur halbherzig gebunden oder gar nicht, kurzen Ärmeln - man kann eigentlich sagen, dass ich die einzige adäquat gekleidete Frau war :-) Wäre jetzt vielleicht nicht nötig gewesen. Egal. Wir ziehen ein Nümmerli, wie bei uns zu Hause in der Post, nehmen in den vollen Sitzreihen Platz und beobachten das Treiben. Nach genau vier Minuten leuchtet unsere 601 auf. Wir geben am Schalter unsere Pässe und die 

E-Aplication vom Vortag ab und dürfen uns wieder setzen. Ein paar Minuten später dürfen wir am Schalter die 170€ bezahlen und uns wieder setzen. Nach exakt 40 Minuten haben wir alles wieder in den Händen. Pässe, die Blätter mit den Visen (die werden nicht in den Pass gestempelt), die Quittung und adios. Das hätten wir uns nicht gedacht, dass das so schnell geht!

 

Wir sind also bereits um 10 Uhr wieder beim Auto, packen unser Zeug zusammen, gehen einkaufen und machen uns auf den Weg zum Tüz Gölü, dem Salzsee weiter im Süden, auf unserem Weg nach Kappadokien. Die Landschaft ist einmal mehr der Hammer. Sie wird weit und offen, karg und trotzdem wunderschön sanft hügelig. Anatolien gefällt uns. Wir finden einen schönen Platz am riesigen und fast einsamen Salzsee. Nur ein nettes Deutsches Paar kommt später noch dazu und parkt in der Nähe....mit ihnen verbringen wir einen unterhaltsamen Abend.

Ab 25.7. Endlich in Kappadokien

 

Vom Salzsee fahren wir weiter immer noch ostwärts. Kappadokien! Für uns ein Ort der Magie. Seit wir das erste mal Fotos der Landschaft und der fahrenden Ballone im Morgenlicht gesehen haben, ist das eines unserer Traumziele. Die Region ist für ihre Feenkamine bekannt, diese kegelförmigen Gesteinsformationen, Felsenkirchen und Höhlenwohnungen, unterirdische Städte, tiefe Canyons und hohe Klippen, Höhlenhotels in Lava-Felsen und so weiter. Bereits als wir Selime und das Ilahra Tal erreichen, erfasst uns die grossartige Landschaft. Wenige Kilometer weiter sind wir bereits auf etwa 1200 M.ü.M. und erspähen unseren ersten Übernachtungsplatz.

 

Eine hohe Klippe über dem Ilhara Tal mit grandioser Aussicht. Im Tal ist alles grün entlang des kleinen Flusses Melendiz, ansonsten karg und trocken. Das Ilhara Tal ist einer der grössten Canyons der Welt in dem je Menschen gelebt haben, es gibt immer noch hunderte von Felsenkirchen und Höhlenwohnungen die besichtigt werden können. Wir fahren bis zum Rand der windigen Klippe und richten uns ein. Grosse Vögel segeln dank der Thermik zwischen den hohen Felswänden. Wir vermuten Geier, sind aber nicht sicher. Dem wollen wir per Pedes dann noch auf den Grund gehen.

 

Am nächsten Morgen machen wir eine Wanderung runter zum Fluss, wir möchten auf die andere Seite um die Felsenkirchen zu sehen. Nun leider ist der überall zu breit und nicht überquerbar. Also machen wir uns auf den Rückweg und bummeln zu der heissen Quelle die wir gestern gesehen haben. Am Vortag war eine türkische Grossfamilie am Plantschen, worauf wir uns verzogen haben. Aber heute ist niemand zu sehen und wir haben den kleinen heissen Pool für uns alleine. Wirklich toll und wunderschön - man muss einfach den ganzen Abfall ausblenden...schade, dass viele tolle Plätze so zugemüllt sind.

27.7. Belisirma - Selima

 

Von unserem Platz fast über den Wolken, fahren wir runter nach Belisirma. Bereits anhand der Infrastruktur der vielen Restaurants und Parkplätze können wir uns vorstellen was hier am Wochenende abgeht. Die vielen wirklich hübsch hergerichteten Restaurants direkt auf und im Fluss sind alle noch leer. Aber wir sind auch nicht zum Essen hier, sondern um den Einstieg für die Wanderung nach Selima zu finden. Auf einem Parkplatz kostet die Stunde 200 TL was umgerechnet etwa einem Hauptgang in einem Restaurant entspricht. Ein anderer bietet uns in sehr gutem Englisch Platz auf seinem Restaurant Parkplatz an und als wir ihm sagen, dass wir nicht essen sondern wandern möchten, meint er; kein Problem, wir dürfen natürlich bei ihm kostenlos stehen. Sehr nett. 

 

Er erklärt uns sogar noch, wo es zum Einstieg langgeht und so machen wir uns auf, dass Ilhara Tal zu entdecken. Die Temperaturen sind heute angenehm, so 27° und immer ein bisschen Wind, ab und  zu Wolken - perfekt. Ein meist sehr guter Weg geht dem Fluss entlang und immer wieder entdecken wir in den hohen Felswänden Höhlenwohnungen oder Felsenkirchen. Einige davon besichtigen wir, teilweise über steile ausgewaschene Stufen oder gut begehbare Felsen. Irgendwann wurden in dem fruchtbaren Tal viele Lebensmittel angebaut. Auch heute hat es noch Wasserkanäle die offen sind und einige kleine Gärten bewässern. Wilde Apfel-, Zwetschgen- und Aprikosenbäume lassen ihre bereits reifen Früchte fallen. Überall hat es schöne Plätze wo wir mit unserem Indy über Nacht stehen könnten. 

 

In Selima, wo man sich ebenfalls mit den Füssen im Wasser verpflegen kann, essen wir Hähnchen vom Feuer, dazu warmes fluffiges Brot und feinen Salat. Gar nicht schlecht. Pünktlich mit dem Essen kommen auch die Katzen und so wird schwesterlich geteilt - wohl oder übel.

 

Wir machen uns auf den Rückweg, überlegen wo wir übernachten sollen. Es hat so viele gute Optionen. Wir entscheiden, wieder zurück auf "unsere" Klippe zu fahren. Die Aussicht dort ist einfach grandios. Beim Parkplatz besuchen wir doch noch das schöne Restaurant unseres Parkplatz-Gebers, und genehmigen uns etwas Kühles. Wirklich toll hier. Aber Autocars und Minibusse stehen schon fast Schlange um ihre Fracht abzuladen und es wird sich in den nächsten Stunde alles füllen. Die Türken kommen offenbar am späten Nachmittag - und wir sind dann mal weg. Ein schöner Ausflug wars.

28.7. bis irgendwann...Region Uçhisar - Göreme

 

Eigentlich wollten wir unseren schönen Platz mit einem letzten Schwumm in der Thermalquelle beenden, aber bis wir in die Pötte kommen, sind schon wieder türkische Grossfamilien zu Gange und wir verabschieden uns vom tollen Platz über dem Ilhara Tal. 

 

Etwas über 100 km gute Strasse bringen uns ins Herz Kappadokiens. Eine Vulkanstein geprägte Region die früher sogar bis ans schwarze Meer reichte. Das Herz um Göreme und Uçhisar ist berühmt für seine in den weichen Tuffstein gehauenen Höhlenkirchen und -wohnungen, hier wird sogar etwas Wein angebaut, es gibt gute Restaurants, man kann Kamele reiten und Quad fahren, Wanderungen in wunderschönen Tälern machen, aber seien wir ehrlich; die ganze Geschichte und Kultur verblasst ein wenig vor dem Hintergrund der eigentlichen Attraktion: Ballone. Und genau deswegen sind wir auch hier.

 

Wir besuchen das Weingut Kocabag im Zentrum von Uçhisar und verkosten ein paar der Traubensäfte. Die Weine entsprechen nicht unbedingt unserem Geschmack, aber wir haben ein nettes Gespräch mit dem Gründer und Winzer des Weinguts. Er kommt ziemlich rasch zum Punkt und wettert über die Politik und die Macher im Land. Und über die Touristen. Alle kämen an einem Tag an, fahren am nächsten Morgen früh mit dem Ballon, machen eine Tour zu Pferd oder mit dem Quad und rauschen wieder ab. Es hätte fast keine Touristen mehr die Zeit haben und die Region für das schätzen, was sie wirklich ist. Geschichtsträchtig und landschaftlich einmalig. Offenbar machen neuerdings sogar viele Türken im benachbarten Griechenland Urlaub, weil hier die Preise teilweise auf schon fast unverschämtes Niveau gestiegen sind. Kostete im letzten Jahr ein Eintritt in die  Hagia Sophia oder den Topkapi Palast noch 8€ sind es dieses Jahr 40 oder so. Campingplatzpreise haben sich locker verdoppelt, obwohl nichts investiert wurde und so weiter... also schwierig für den Tourismus im Land der Inflation...

 

Wir verlassen den desillusionierten Winzer ohne bei ihm eingekauft zu haben, seine Weine sind ebenfalls viel zu teuer. Die günstigste Flasche, die uns halt auch nicht schmeckt ist bei 18€ und in den Restaurants sogar bei 60€. Kein Wunder, dass sich vor allem die Spanier und Italiener hier über die Weinpreise beschweren...

 

Wir versorgen uns auf jeden Fall mit genug Futter um einige Tage auf den Klippen zu bleiben, am Morgen früh das Ballonspektakel zu bestaunen, und dann später am Tag zu wandern oder etwas zu besichtigen. Wir wollen die Ballone aus allen Perspektiven sehen, viel Fotografieren, Tinu möchte hier Nachtaufnahmen machen - es wird bestimmt nicht langweilig. 

 

Wir erwandern das Messkendir Tal, entdecken Höhlensysteme, Tunnel und Felsenkirchen und sind begeistert von den märchenhaften Gesteinsformationen. Im kleinen Café des UNESCO Geschützen Tals lernen wir zwei spannende Männer kennen. Der eine Betreiber und Besitzer des Cafés und Talabschnitts, der andere sein Freund, ein Krankenpfleger aus der Gegend. Der Besitzer macht uns frische Säfte aus Melonen und Orangen, auf den kleinen Tischen sind Schälchen mit frischen Pflaumen. Er baut hier von Äpfeln über Quitten zu Baumnüssen, Aprikosen, Pflaumen, Paprikas, Mandeln und Kartoffeln alles an, und bietet daraus kleine Speisen im Café an. Er ist das ganze Jahr über in seinem Lokal. Obwohl im Winter manchmal nur zwei Gäste pro Tag kommen, denn dann ist es hier auf 1200 M.ü.M. nur noch flockige 0°. Im Sommer sind es dann auch schon mal 20 Menschen die ihn besuchen, aber es seien halt auch nicht mehr so viele wie früher. 

Wir haben uns auch schon gefragt. Jeden Morgen sehen wir mindestens 120 Ballone (später finden wir heraus, dass es exakt 156 sind), die Körbe eigentlich alle voll beladen mit je 20 Gästen. Würde also heissen, dass sich mindestens 2400 (3120)  Menschen auf diesem kleinen Gebiet rumtreiben. Aber am Nachmittag, sieht man keine Menschenseele. Weder auf Wanderungen, noch mit Pferden oder so. Nur zum Sonnenuntergang verlassen sie ihre Hotels, knipsen was Instagram zu sehen wünscht und verschwinden wieder im irgendwo. Egal. Wir finden es grossartig hier. 

 

Mittlerweile am vierten Tag in den Felsen, sind wir mit Anne und Markus und deren Familie verabredet. Wir kennen die beiden von Elephant Sands in Botswana, wo wir sie im 2022 mit ihrem LKW getroffen haben. Witzigerweise hat Anne auf den sozialen Medien gesehen, dass wir uns in der Türkei rumtreiben und uns kontaktiert. Selbst wenn man wollte, könnte man es nicht passender machen. Wir treffen uns also auf einen gemütlichen Schwatz, sie fahren später ins Tal, weil sie um 4.30 Uhr in der Früh mit den Kindern zum Ballonflug abgeholt werden.

Wir machen also noch ein Wanderung durch das Love Valley, später treffen wir die Family und lernen zudem noch Fränzi und Mike mit ihren beiden kleinen Jungs kennen. Die beiden hatten einfach mal per Feldstecher die Klippen abgesucht, weil sie Bock auf erwachsene Gesellschaft hatten. Guter Plan. Wir verbringen wieder mal seit langem einen sehr gemütlichen Abend unter Overlandern, ganz wie auf der PanAm oder in Afrika.

Balloons all over...

3.8. Ürgüp - Avanos - Göreme

 

Heute wollen wir mal die etwas weitere Umgebung erkundigen. Wir besuchen den kleinen wirklich hübschen Ort Ürgüp, wo man das Gefühl hat, dass wirklich noch Einheimische wohnen und nicht nur Touristen und Angestellte wie in Göreme. Auch hier gibt es viele Höhlenwohnungen und Felsenkirchen. Und besonders schön: sogar die neueren Häuser orientieren sich an der traditionellen Bauweise und Architektur. 

 

Der Duft von Holzfeuer und frischem Brot lockt uns an, und wir entdecken die bisher schönste Bäckerei des Landes. Der sehr nette Besitzer erklärt uns in gutem Englisch seine Spezialitäten. Mit Käse gefüllt, mit Sesam und Mohn, mit Spinat und Weissem Käse, mit Milch und so weiter. Es riecht köstlich. Und natürlich kaufen wir bei ihm ein. Eine gute Wahl...

 

Die Strasse führt uns durch das Devrent-Tal mit seinen berühmten Feenkaminen bis hin nach Avanos, einem Ort mit etwa 30 000 Einwohnern. Wir sind immer noch auf rund 1000 M.ü.M. und heute weht wieder der warme Wind, wie bei unserer Ankunft vor einer Woche in Göreme. Es ist satte 35° und staubig-trocken.

 

Avanos ist berühmt für seine Ziegeleien und Töpfertradition. Ähnlich dem Marokkanischen Tajine-Topf wird hier ein Tontopf von Hand hergestellt um auf dem Feuer zu kochen. Diesen findet man auf den Märkten im ganzen Land. Nebst traditionellem und praktischem, wie Olivenölflaschen, Weinkaraffen und allerlei Geschirr, findet man natürlich auch Schönes wie Dekofliesen, Hausnummern etc. In mehrstöckigen, unterirdischen Naturkellern wird diese Tradition immer noch aufrechterhalten und wir dürfen die Töpfereien sogar besuchen. Wirklich wunderschön und sehr filigran. Wäre toll von hier etwas mitzunehmen, aber leider ist unser Küchenschrank im Indy schon voll..

4.8. Unser Flug über das Feenland

 

Wir haben uns am Freitag bereits in Göreme schlau gemacht, was es für Ballonfahrt Optionen gibt. Eigentlich wollten wir gerne an Tinus Geburtstag, dem 7. gehen, aber am Wochenende sind die Flüge erstaunlicherweise massiv billiger. Anstatt 220 € pro Person bezahlen wir nur 90€ und das ist doch ein gewaltiger Unterschied - zudem spielt es für uns eigentlich keine Rolle. Alle Anbieter geben an, dass die Flüge eine Stunde dauern. Wir wissen aber von Anne und Markus, dass ihr Flug nur 32 Minuten gedauert hat. Das finden wir schon echt kurz. Deshalb vergewissern wir uns im Office explizit über die Dauer und der nette Typ meint, die Flüge würden immer mindestens eine Stunde dauern. Na denn.

 

Morgens um 3.30 Uhr klingelt bei uns also der Wecker (das wird noch zur Gewohnheit...), und da wir bereits am Vorabend direkt vor dem Office im Ortszentrum von Göreme geparkt haben, ist es nur ein Steinwurf bis zur Kaffeemaschine und den sehr leckeren Brötchen. Wir sind für unseren 24 Personen-Ballon-Korb nur 16, springen alle in den nigelnagelneuen Sprinter-Bus und da heute Südwind herrscht, fahren wir ganz in eine andere Ecke zum Startplatz - nämlich fast bei Uçhisar. Es herrscht bereits reges Treiben. Die Umrisse von unzähligen Ballons sind in der Dunkelheit auszumachen, Zurufe der Teamkollegen untereinander koordinieren das Aufstellen. Unserer ist bereits gut gefüllt, und nach wenigen Minuten können wir in den Korb kraxeln. Ich bin begeistert. Unser Ballon ist richtig schön bunt in allen Regenbogenfarben. Wer möchte schon einen unifarbenen oder einen weissen? 

 

Unser Pilot Osman stellt sich und seine Copilotin vor. Im Laufe des Fluges werden wir noch über seine ruhige Art und die Flugkünste die er beherrscht, staunen. Er zeigt uns also die "Do's and dont's" des Ballonfahrens und übt mit uns die Notlandeposition. Er ist witzig und macht einen souveränen Eindruck. Das Eine zumindest nicht unwichtig. Langsam und ruhig verabschieden wir uns vom Trubel am Boden und schweben in der Luft. Er steuert direkt das Love Valley an, und man könnte meinen er wolle zur Landung ansetzen. Wir sind nur wenige Meter über Boden, und wenn wir durch die Felsen schweben, ist ab und an nicht mal ein Meter zwischen uns und der Felswand. Dass sich Ballone in der Luft berühren, muss uns offenbar auch keine Sorgen machen - es ist alles sehr eingespielt. Als die Sonne aufgeht sehen wir wie viele Ballons wirklich in der Luft sind. Es ist wunderschön! 

 

Nach über einer Stunde schweben wir über dem Örtchen Çavusin, wo wir vor Kurzem Wasser getankt haben. Wir sind so tief, dass wir geradeaus in die Höhlenwohnungen sehen, und natürlich auch den Menschen direkt auf deren Dachterrassen oder Balkone.

 

Ein irritiertes indisches Tourispaar, wundert sich offenbar über den tief fahrenden Ballon, aber unser Pilot ruft nur: "You need a Taxi?". Sehr witzig der Typ. Nach mehr als eineinhalb Stunden in der Luft, landen wir auf dem passgenau hingefahrenen Anhänger für den Ballonkorb. Es gibt noch etwas zu trinken und ein Zertifikat für den Ballonflug. Das sei allerdings nicht das gleiche wie eine Lizenz 😜. 

 

Wir hatten ein MEGAERLEBNIS! Danke der Crew von Kappadokia Balloons! 

5.8. Besuch aus der Heimat

Uns erreicht irgendwann die Nachricht, dass Laura, die Schwester von Tinus Patenkind Chiara, für zwei Tage in die Region Kappadokien kommt. Natürlich wollen wir versuchen sie zumindest kurz zu treffen. Sie ist mit ihrem Schatz Dänu in Antalya in den Ferien, und die beiden haben an ihrem zweitägigen Ausflug zu den Ballons ein gepacktes Programm.
Antalya liegt nämlich über 500 km von uns entfernt, und sie wollen die Underground City und Avonos auf dem Weg ebenfalls noch besuchen. Zudem stellt sich heraus, dass die beiden gar nicht in Göreme wohnen, sondern in Ürgüp. Egal. Wir fahren die paar Kilometer, und treffen sie gerade als sie beim Abendessen in ihrem Märchenhotel sind. Auf der Rooftop Terrasse geniessen wir bei einem Drink den lauen Abend, und tauschen Reiseerlebnisse. Ihr Lieben, es war sehr schön euch getroffen zu haben. Toll, dass es geklappt hat. Wir wünschen euch weiterhin eine tolle gemeinsame Reise - in jeder Beziehung!

Mit Laura & Dänu in Ürgüp

7.8. Tinus kugelrunder Geburtstag

Wie üblich kommen wir schon um 4.45 aus den Federn und schlüpfen in die Kleider, denn wir hören die Gebläse der Ballone bereits aus der Ferne. Mit dem ersten Kaffee des Tages ausgerüstet, sondieren wir Wind und voraussichtliche Fahrtrichtung der Ballone, beobachten wie die ersten Heiratswilligen und Instagramer ihre Positionen einnehmen. Auf einmal ein Geräusch...wir können es nicht einordnen. Dann geht uns ein Licht auf. Es sind grosse Tropfen auf unserem Metalltisch. Und auf einmal öffnet der Himmel seine Schleusen. Bis wir in aller Eile alles reingeräumt haben, ist der Spuck auch schon wieder zu Ende. So geht Regen in Kappadokien.

Nach dem Ballon- und Fotospektakel fahren wir an den Rand der schönen Red- und Rosevalley. Solange es noch etwas kühler ist, wollen wir eine kleine Wanderung unternehmen. Die Täler sind gefühlt weit weg vom Trubel und den Touristenmassen von Göreme. Es ist ruhig und die Landschaft spektakulär. Wir treffen auf diesen Wanderungen nie auf viele Menschen, haben die schönsten Fotospots für uns alleine und können die Ruhe geniessen.

Übrigens haben wir auf diesen Wanderungen und Spaziergängen oft für kurze oder auch längere Zeit Hundebegleitung. Die grossen Kangal Hirtenhunde sind auf einmal einfach da und laufen mit. Immer freundlich und schwanzwedelnd, nur auf ein gutes Wort oder Streicheleinheiten aus. Sie sind gut genährt, in der Regel gepflegt und ...gross! Aber die Türken lieben ihre Tiere. Egal ob in der Stadt oder auf dem Land, überall stehen für die hungrigen Vierbeiner ob Katze oder Hund, Gefässe mit Wasser und grosse Futternäpfe mit Trockenfutter. Wir sehen eigentlich auch nie magere Streuner, die Hunde die wir antreffen sind in der Regel gechipt und haben keine Verletzungen von Revierkämpfen oder Futterneid. Jeder hat genug und kann sich überall bedienen. (Nachtrag der Redaktion: genau am nächsten Tag wurden wir von fünf grossen Hunden auf dem Weg ins Taubental abgegriffen. Ziemlich eindrücklich. Einer wollte nach meiner Hand schnappen, hat aber nur meinen Hut in der Hand erwischt. Ein dazukommender Einheimischer meinte, man solle immer ein oder zwei Holzstecken dabei haben, und die dem Boden entlangschleifen sobald Hunde kommen. Das Geräusch erschrecke sie. Ich hatte bei der Rückkehr zwei Stecken dabei, aber da hatten sie eh keinerlei Interesse an uns!)

Aber ich schweife ab. Es ist ja Tinus Geburtstag und wir haben uns für diesen Anlass einen Tisch im tollen Restaurant Cratus im Zentrum von Göreme reserviert. Der spektakuläre Blick von der Dachterrasse umfasst die Feenkamine, die schönen Häuser die in die Felsen gebaut wurden und den hübschen Ortskern. Wir haben mit Kemal einen überaus netten Kellner aus der Gegend, der wie es sich herausstellt, die Hotelfachschule in Nevshehir besucht hat. Er ist dankbar, dass er sein Können anwenden kann und berät uns in Sachen Speis und Trank. Die kappadokischen Weine haben uns bis jetzt nicht so begeistert, also empfiehlt er uns einen Merlot aus einem nahen Weingebiet. Und der ist überaus schmackhaft!

Wir Essen uns durch eine Reihe von Mezzes mit grossartigen Broten, danach bestellt Tinu die Spezialität von hier schlecht hin. Pottery Kebab. Der traditionelle Töpfer Kebab wird in kleinen Einwegtöpfen mit Fleisch nach Wahl, Paprika, Tomaten, Zwiebeln und einer Kräutermischung ca. 1-2 Stunden gekocht. Dazu gibts lauwarmen Bulgur. Ich vergnüge mich mit gefülltem Hühnchen, mit Sonnenblumenkernen, Pistazien und Pilzen. Wir lassen uns also verwöhnen und geniessen einen sehr schönen Abend. Und so ging Tinu in ein neues Jahrzehnt und es war gar nicht so schmerzhaft.

8.9. & 10.8. Genug ist genug - ist es genug?

Wir sind jetzt seit zwei Wochen in Kappadokien. Manch einer mag ja denken, warum wir hier so lange festkleben. Aber ehrlich, das ist für uns eine der allerschönsten Regionen die wir bisher gesehen haben. Die Täler mit ihren schroffen aber auch weichen Gesteinsformationen, die Spektakulären Höhlen, die grossartigen Wanderungen die man hier machen kann, die wunderschönen Stellplätze, die Weite, die umliegenden Dörfer und Göreme die stilvoll in die Felsen gebaut wurden, die schönen Restaurants, die tollen Einkaufsmöglichkeiten für Selbstversorger - all das würde schon reichen, um hier einige Wochen zu verbringen. Aber dann sind da ja noch die Ballone. Es ist unvergleichlich, unvergesslich, grossartig und magisch. Ja, ich hoffe, irgendwann kommen wir wieder.

10.8.... der Geist ist willig...

Wir wollten heute ja wirklich weiter. Aber Jörg und Brigitte sind Schuld, dass wir immer noch in Kappadokien sind. Die zwei netten Deutschen mit ihrem Laster, sind ebenfalls in Richtung Iran unterwegs und wollen dann weiter über China bis nach Kambodscha. Ziemlich interessant für uns, vor allem auch weil Brigitte genau wie ich, in ihrem Team für die Sorgen zuständig ist, und ihren Job ebenfalls Ernst nimmt. Die Männer haben überhaupt keine Hemmungen in den Iran einzureisen, machen sich weder Gedanken noch Sorgen. Das übernehmen wir. Austausch tut also gut...

Letzte Impressionen vom wunderbaren Kappadokien

11.8. Ein Zeichen von Oben...

Wir wollen heute nochmal mit den anderen ein allerletztes mal Ballone gucken. Kesha und Michael, noch ein Deutsches Paar auf dem Weg in den Iran, sind gestern noch zu unserer Runde gestossen und haben sich schon so gefreut. Nur ist es um 4.45 Uhr, als unser Wecker klingelt verdächtig ruhig. Man hört keine Gebläse, keine Fahrzeuge, es werden keine "Marry me" Leuchtschriften aufgestellt...nix. Totenstille. Wir ziehen uns an, setzen Kaffeewasser auf und nehmen einen ersten Augenschein. Nix. Finster. Ruhig.Windböen. Staubteufel.

An unserem letzten Tag, wird nicht geflogen. Zuviel Wind. Ab 18 kmh bleiben die Ballons am Boden. Nun gut, dann soll das vielleicht so sein. Wir werden ja schon von Einheimischen angesprochen, ob wir immer noch hier seien, sie hätten uns schon ein paar mal gesehen. Vielleicht wären wir sonst nochmal schwach geworden, so ist klar: Es wird Zeit für uns weiter zu ziehen. Du wunderschönes Kappadokien - wir freuen uns schon auf das nächste mal!

Wir verabschieden uns also von den Deutschen Overlandern, und wer weiss, vielleicht sieht man sich ja wieder. In Nevsehir füllen wir unsere Vorräte auf und fahren nach Derinkuyu zur Underground City. Eine der grössten Städte die je unterirdisch gebaut wurden. Die in Derinkuyu stammt aus dem 8. Jahrhundert und wurde zeitweise von über 20'000 Menschen mit ihren Tieren (!) bewohnt. Sie ist 85 Meter tief, und im Zentrum befindet sich ein über 50 Meter tiefer Lüftungsschacht. Die Tunnel und Treppen sind schmal, tief und verwinkelt, es ist überall kühl und ein wenig feucht. Jetzt im Touri-Zeitalter kommt mir der Lüftungsschacht ein wenig knapp bemessen vor, die Gänge sind voll schwitzender, nicht gut riechender Menschen. Entsprechend ist die Luft...

Wir fahren weiter in Richtung Adana, eine zwei Millionen Stadt ganz im Süden Anatoliens. Die Landschaft ist unglaublich schön. Abgeerntete Kornfelder, riesige Kartoffeläcker und das Licht ist am späteren Nachmittag ganz besonders schön. Wir befinden uns immer noch auf der grossen fruchtbaren Hochebene auf ca. 1200 M.ü.M.
Als Übernachtungsplatz muss heute eine Autobahnraststätte genügen. Dafür müssen wir nicht um 4.45 Uhr aufstehen. So hat eben alles sein Gutes...

12.8. Adana

Wir starten also nach einer ziemlich ruhigen Nacht (wenn man bedenkt, dass es eine Autobahnraststätte war) am Morgen unsere Fahrt zurück in die Grossstadt. Beginnen mit angenehmen 25°, aber alle 100 Höhenmeter bekommen wir ungefähr ein Grad oder sogar mehr geschenkt. In Adana sind es dann 42° bei tropischer Luftfeuchtigkeit! Igitt.

Wir finden die moderne und gestylte Mercedes Garage, und melden uns am Empfang im angenehm gekühlten Schauraum der Luxuscarrossen. Die junge Frau fragt sofort "Mister Martin"? Sie weiss bestens Bescheid und händigt Tinu unseren Umschlag des TCS mit dem Carnet de Passage aus. Tinu fragt nach Ela, mit ihr hatte er telefonisch ein paar mal Kontakt als es um den Empfang und das Abholen des Briefes ging. Sie war top. Genau wie die Ladies vom TCS. Also die haben das Zertifikat des "allerbesten Kundendienstes nördlich vom Äquator" verdient. Wir verlassen also mit etwas weniger Schweizer Schokolade, dafür im Besitz des Carnets die gekühlte Lobby (ein bisschen ungern), und machen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz.

Carnet de Passage in unserem Besitz!

Wir könnten auch noch weiterfahren, es ist noch früh, aber Adana hat eine wunderschöne Mosche mit 6 Minaretten, die am Abend beleuchtet sicher richtig sehenswert wäre, und ein grosses Bazarviertel. Deshalb stellen wir uns in den grossen Park direkt am Seyhan Fluss, wo auch eine grosse Migros und ein Polizeiposten untergebracht sind. Es sind nebst den allgegenwärtigen Hirtehunde auch ein paar türkische Camper vor Ort und wir finden einen halbwegs schattigen Platz. Aber es ist wahnsinnig heiss. Wir machen also erst mal Siesta und begeben uns am späteren Nachmittag mit einem Taxi ins Zentrum. Auch da: HEISS!

Wir entdecken direkt auf Anhieb eine Manufaktur von Türkisch Delight - dem Lieblingssüsskram der Türken. Hergestellt aus allerbesten Zutaten wie Pistazien, Haselnüssen, Baumnüssen, Kokossraspeln, Eiweiss und natürlich Honig und wie überall dürfen wir die unterschiedlichsten Sorten degustieren. Einfachste Geräte machen in diesem Geschäft seit wohl vielen Jahrzehnten ihren Dienst, man sollte auch grosszügig über die Hygienebedingungen wegsehen - aber die Erzeugnisse sind top. Wir erstehen uns eine kleine Kiste mit den unterschiedlichsten Sorten und bezahlen irgendwas unter 2€.

In der nächsten Strasse sind die Schuhmacher untergebracht. Hier wird alles von Hand hergestellt was sich vor allem der türkische Mann an den Fuss bindet. Dann die Metallschlosser und Blechverarbeiter mit ihren grossen Grill- und Kochtöpfen, Röstpfannen und so weiter, die Tischler und deren Holz riecht man schon von weitem, sie stellen alles her was der türkische Haushalt so zu brauchen glaubt, Kaffeeröstereien mit wunderbarem Kaffee aus der Region - der ohne Zucker und ohne Milch - cremig und süss schmeckt, kleine Nähateliers und natürlich viele Goldschmuckgeschäfte. Eine echt wuselige Stadt, und das erste mal haben wir wirklich das Gefühl in der "richtigen" Türkei angekommen zu sein. Es gibt hier keine Touristen, und kein Angebot im Bazar welches auf Touristen ausgerichtet wäre. Einige der Verkäufer sprechen ein ganz klein wenig Englisch und wenden das auch gerne an. Sehr nett alle und wenn es gar nicht anders geht, machen wir's mit Google Translate.

In einem kleinen Käsespezialitäten Geschäft machen wir Halt um uns den Hartkäse der in Schaffell eingearbeitet ist, näher anzusehen. Ein paar mal ist der uns schon in Auslagen begegnet, und sah echt eklig aus. Der Inhaber des Ladens kann überhaupt kein Englisch aber er hat gerade Besuch, und der junge Mann spricht sehr gut - übernimmt in dem Fall die Übersetzung. Das sei eine Art der Haltbarmachung, der Käse könne so Jahre gelagert werden. Tinu probiert und meint der sei ähnlich wie gut gereifter Peccorino in Italien. Wir kaufen also ein Teil des Fellkäses und wie ich zugeben muss, ein bisschen zuwider ist mir der schon. Später erstehen wir in einer Bäckerei noch Olivenbrot und eine Paprikapaste. Ich muss ausführen, dass im Moment im ganzen Land Spitzpaprika Ernte ist. Überall hat es Annahmestellen unter Zelten, wo Bauern ihre Ware wägen lassen und dem Grosshändler verkaufen können. Nun die Verkäuferin der Bäckerei redet auf uns ein und wir verstehen nur Bahnhof. Sie zeigt uns einen riesigen Kübel mit roter Paste und will uns zu versuchen geben. Mit dem Finger! Ich stell mir gerade vor, wenn das jeder macht. Egal. Da wir uns also nicht verständigen können, schreibt sie in Google Translate das sei Paprikapaste. Wir wollen eigentlich nicht und winken ab. Sie gibt ein - und ich weiss nicht ob es ein Übersetzungsfehler war. Ihre schöne Mutter mache die Paste selber. Na denn, dann kaufen wir halt von der schönen Mutter. Sie kramt ein riesiges Gefäss hervor - da wehren wir uns aber definitiv. Halb so gross tut's auch und sowieso nur halbvoll.

Mit vielen Leckereien machen wir uns also durch das Restaurantviertel auf den Nachhauseweg. Es ist zum Umfallen heiss, und ich würde am liebsten meinen Campingstuhl packen und mich im nahen Migros zum Quark vors Kühlregal stellen. Aber irgendwann wird's am Abend dann doch drei, vier Grad kühler und wir können draussen unsere Einkäufe degustieren. Es war nicht alles von Erfolg gekrönt, und das nächste mal wenn wir was Felliges wollen, kaufen wir ein Katze😆...

13.8. Richtung Nemrut Dagi

 

Dieser heilige Berg lockt uns einerseits mit seiner Geschichte und andererseits, wir geben es zu, mit seiner attraktiven Höhe von 2000 M.ü.M. und den damit einhergehenden Temperaturen. Es gilt endlich den 40ern zu entrinnen. Wir machen uns also von Adana auf den Weg ostwärts, wie immer auf sehr guten Strassen und kommen entsprechend voran. Vorbei an unendlichen, abgeernteten Weizenfeldern, Plantagen mit Feigenbäumen - deren reife Feigen goldgelb sind, Tabakfeldern die blühen und Baumwollfeldern. 

 

Merklich schlechter werden auf einmal die Strassen, zum Glück immer noch vierspurig, denn es sind viele schwere Laster unterwegs, an denen man so leichter vorbei kommt. Grosse Flüchtlingslager aus weissen Containern werden häufiger, und wir gehen davon aus, dass es sich um syrische Flüchtlinge handelt, die Grenze ist nur unweit von hier. 

 

Die ganze Gegend wirkt weit ärmer und einfacher als in der westlichen Hälfte der Türkei. Viele Häuser sind in keinem guten Zustand. Wir machen Halt an einem kleinen See mit Picknick-Park und zufällig steht direkt neben uns das einzige WoMo seit langem, mit türkischem Kennzeichen. Zwei Frauen in traditioneller Kleidung mit Hijab kommen auf das WoMo zu und sprechen mich auf Deutsch an. So cool. Es sind Schwestern, die beide in Deutschland aufgewachsen sind, die eine lebt immer noch dort und die andere in der Nähe von Ankara. Die Sommerferien verbringen sie in der Regel gemeinsam mit dem Wohnmobil in der Türkei. Sie waren in den letzten Tagen in der Region Van, wo wir dann auch noch hinwollen und geben uns noch einige Tipps. 

 

Sie entschuldigen sie sich für den Zustand des Parks. Die Wege seien sonst in viel besserem Zustand und auch die Laternen würden sonst natürlich funktionieren. Aber seit dem grossen Erdbeben im Februar 2023 sei halt nichts mehr wie vorher. Sie erzählen mir, dass in den weissen Containerdörfern die Obdachlosen des Bebens, also die Einheimischen der Region, immer noch auf neue Unterkünfte warten. Fast 60'000 Todesopfer seien zu beklagen gewesen, viele seien an Unterkühlung gestorben, weil sie unter den Trümmern nicht rechtzeitig gefunden werden konnten. Uns geht ein Licht auf. Die Häuser die heruntergekommen und unbewohnt ausgesehen haben, hatten wohl so große Schäden, dass sie nicht mehr bewohnbar sind. Von einigen der total eingefallen Wohnblöcken wurde bereits der Schutt abtransportiert und viele neue Wohnblöcke sind in unterschiedlichen Stadien des Aufbaus.

 

Als wir am nächsten Tag weiterfahren kommen wir auch durch die grossen Stadt Adiyaman. Das Bild der Zerstörung ist allgegenwärtig. Hier muss sich wohl das Epizentrum des Bebens befunden haben. Die meisten Häuser sind beschädigt, viele mehrstöckige Wohnblocks unbewohnbar, viele Schuttkegel, überall beschädigte Strassen, Trottoirs - sehr schlimm. Wenn man sich vorstellt, im Winter bei Schnee und dann die Tragödie, die hier in irgendeiner Form jede Familie betroffen hat. Aber wir sind dennoch überrascht, dass der Aufbau gut vorankommt. Es ist ja doch erst eineinhalb Jahre her, aber die Strasse ist, wenn auch zusammengeflickt, wieder sehr gut befahrbar, große Wohnviertel mit neuen Wohnblocks entstehen und viele zusammengefallen Objekte sind bereits abgetragen. 

 

Ich plaudere noch ein bisschen mit den Sisters, und sie erzählen so einiges über die Türkei. Für uns ist das jeweils sehr interessant, wenn sich jemand outet, der eine Sprache spricht, die wir verstehen. Wir erkennen das ja nicht auf Anhieb, aber sie erkennen uns. Und oft freuen sie sich auch, die Sprachen mal anzuwenden. Am Abend kommt ein Türke daher und plaudert stundenlang mit Tinu. Er hatte in den letzten Jahren wohl eine Restaurantkette in London - konnte also entsprechend gut Englisch. Und so geht das, Menschen kommen immer wieder auf uns zu, sind nett und freuen sich darüber, dass wir diesen entlegenen Teil ihrer Heimat besuchen. 

14.8. Heiss, heisser!

 

Bereits am Morgen als wir erwachen ist es schon wieder unfassbar heiss. Wir fahren also zügig los, denn dann arbeitet für unser Wohlbefinden die AirCon. Unterwegs, wenn sich dann die Innentemperatur auf einem schönen Niveau einpendelt, denkt man, ach das wird schon nicht so schlimm sein, da draussen - aber o weh, es ist nicht auszuhalten. Ab und zu erspähen wir grosse Shopping Malls. Und ehrlich, sie sind alle mit den gleichen Geschäften ausgestattet - aber auch mit dem gleichen Temperaturkonzept! Nichts wie hin. Zumindest ein halbes Stündchen oder Stündchen runterkühlen - mega! Wir fahren dennoch weiter, denn wir haben heute einen Übernachtungsplatz am Fluss Euphrat programmiert und freuen uns auf ein Bad im kühlen Nass. Als wir den Fluss, oder das Überbleibsel dessen erreichen, zeigt das Thermometer 45° und das wenige Wasser welches noch fliesst, ist total verdreckt. Mensch Leute! 

 

Wir treffen eine spanische Familie, die sich unter der Brücke mit ihrem WoMo in den Schatten gekuschelt hat. Sie seien aus Andalusien und sich Hitze gewohnt, meint der Typ lachend. Aha, und auch schwimmen gehen sie ...ganz schön mutig. Wir auf jeden Fall, lassen es sein, sitzen auf und fahren weiter in Richtung Gipfel des Nemrut Dagi. Bereits so bei 1500 M.ü.M. beginnen die Temperaturen zu schwächeln, und bei fast 1900 M.ü.M. wo sich das Visitor Center befindet, sind es noch schlappe 32°. Da muss ich ja schon fast über Socken nachdenken! Perfekt. Hier bleiben wir und gehen nie mehr weg.

 

 

15.&16.8. Nemrut Dagi

 

Am Morgen laufen wir los um die restlichen Kilometer des Nemrut Davi zu erklimmen. Eigentlich geht die gute Strasse weiter, aber es ist steil. Also keuchen wir in Richtung Gipfel, wir sind nämlich beide total erkältet. Die Aussicht ist beeindruckend. Überall sieht man Arme des verästelten Stausees rund um den Euphrat. Oben gibt es einen Rundweg, den schenken wir uns vorerst, wir wollen dann zum Sonnenuntergang nochmal rauf. 

 

Zurück im Auto arbeiten wir mal die "To do" Liste ab. In Kappadokien hat sich einiges angestaut. Überall haben wir Beachfeeling, feinster Sand in jeder Ecke, diverse Rollos bei den Fenstern klemmen, überall haben wir diese lästigen Strohsterne die einem in die nackten Füsse picksen und so weiter. Wir arbeiten also bei immerhin etwas kühleren Temperaturen, und überlegen mit dem Auto zum Rundweg zu fahren oder doch zu laufen. Also das zweite kommt nicht in Frage, das erste ist uns etwas zuwider, weil man dann immer alles zusammenpacken muss. Also wie früher - Daumen raus. Schon der erste Fahrer der bei uns ankommt sagt wir sollen reinspringen, und schon gehts mit schöner Limousine auf den Berg. Besten Dank du netter Türke mit russischer Frau!

 

Es geht anstrengend weiter. Über unzählige Treppenstufen gewinnen wir an Höhe bis auf 2100 M.ü.M., bis wir schliesslich auf den Terrassen mit den berühmten Steinköpfen der Götterstatuen ankommen. Eine Kultstätte die einst für König Antiochus 69-34 v.Ch. errichtet wurde. Leider sind beim grossen Erdbeben die Köpfe von den Statuen gerollt aber immer noch in guten Zustand. Sie wurden jetzt am Fusse der jeweiligen Statuen wieder aufgerichtet. Wir geniessen den wunderschönen Sonnenuntergang, und bummeln wieder runter zum Indy. 

Am nächsten Morgen heisst es für uns zurück in die Hitze. Wir wollen etwa 270 km machen, finden am späteren Nachmittag einen wirklich tollen Platz an einem See. Natürlich sind die Plätze wieder total zugemüllt, aber wir suchen ein bisschen und finden eine unversaute Ecke. Es ist zwar über 40° heiss, dafür können wir die Aussendusche wieder nutzen, denn es gibt hier keine Menschenseele. Am Abend und in der Nacht bläst uns der Wind fast weg, und wir sehen uns gezwungen einige der Fenster zu schliessen, damit die nicht davonfliegen (wir mussten im Death Valley und in Südafrika schon mal entlaufene Fenster einsammeln...). Als wir so gegen 3 Uhr erwachen ist es im Auto immer noch 34° warm. Nicht auszuhalten! Wir reissen alle Fenster und Türen auf und schlafen weiter. Hauptsache ein bisschen Wind.

Über dem Stausee

17.8. Tatvan - Nemrut Krater See

 

Die Fahrt weiter ist wieder richtig super. Die Tomatenernte ist in vollem Gange, überall werden auf grossen Tüchern Tomaten zum Trocknen ausgelegt, die Leinsamenfelder sind noch grün, überall werden Feigen und natürlich Wassermelonen zum Kauf angeboten. Sogar bei einer Salzgewinnung kommen wir vorbei, haben aber keine Ahnung wo das Salz abgebaut wird. Es ist nämlich kein Gewässer weit und breit. Jedenfalls liegt er auf einmal einfach vor uns. Der Van See! See der Superlative und schon lange eine unserer Traumdestinationen. Sieben mal grösser als der Bodensee, ist der Van See der grösste Binnensee der Türkei. Eingerahmt von den vulkanischen Gipfeln ist er der grösste alkalische See der Welt, da er weder Zu- noch Ablauf hat. Man kann also durchaus seine Wäsche im See ohne Waschmittel waschen. Leider hat er durch die immerwährende Hitze viel von seiner Oberfläche verloren, aber sogar das hat auch Vorteile. Es werden durch den sinkenden Wasserstand immer wieder mal armenische Kirchen oder Häuser freigelegt. 

 

Bevor wir uns aber einen Platz am See suchen, biegen wir ab zum Nemrut Krater See. In diesem Vulkankrater haben sich vor vielen Jahren beim letzten Ausbruch zwei Seen gebildet, welche jetzt im Nemrut National Park liegen. Es soll sogar Bären geben...wir werden sehen.

 

Es hat ziemlich viele Autos am Krater See. Ist halt Wochenende und dazu noch Sommerferien. Wir fahren mal ein paar Plätze an die uns gefallen würden, aber alles ist so vermüllt, dass wir keine Lust haben zu bleiben. Wir haben aber bei der Ankunft schon einen schönen Platz aus der Ferne direkt am See gesehen, und wollen uns den mal genauer anschauen gehen. Superschön gelegen, momentan noch einsam, zwar auch viel Abfall aber im überblickbaren Rahmen. Und der Platz ist so schön, dass wir uns entschliessen aufzuräumen. Der kleine See hat eine tolle türkise Farbe, immer wieder wandern unsere Blicke über die Felswände und das Ufer, den schliesslich soll es hier ja Bären geben. Wir haben keine Ahnung von was die hier leben. Es gibt wenig Pflanzen oder Beeren, es ist sehr karg und das Gebiet des Kraters ist nicht sehr gross. Offenbar werden die Bären auch von den Besuchern gefüttert, aber es wird auch Zeiten geben wo nicht viele Touristen hier sind. Man weiss es nicht. 

 

Die Wolken über dem Krater ziehen sich zusammen, es wird dunkel und auf einmal giesst es wie aus Kübeln, ein paar Blitze zucken und Donner kracht. Schon lange her seit dem letzten Gewitter. Aber in unserem trockenen Häuschen ist das ja kein Problem. Wir sind hier auf 2250 M.ü.M. und es ist merklich kühler. Nach dem Regen ist es sogar zu kühl um Draussen zu Essen - und Drinnen tragen wir Socken! Bääh! 

 

Wir machen Spaziergänge zum anderen See im Krater, überall sind grosse Familien beim Picknick, machen Feuer und palavern, manche winken und einige sprechen uns auf Englisch an. Ab und an hat es sogar türkische Wohnmobile, scheint hier auch in der Beliebtheit zu steigen. Wir bleiben zwei Nächte und am Abend kurz vor der Dämmerung sieht Tinu dann tatsächlich einen Bären ganz in der Nähe am See. Er klettert gemütlich über die steilen Felsen und lässt sich weder von uns noch von den Fischern stören. Bald gesellt sich noch ein zweiter dazu, und nach ein paar Minuten trollen sie sich zurück zwischen die Bäume. Wow! Wir hätten nicht gedacht, dass wir sie zu sehen bekommen.

 

Nun wissen wir nicht so recht was wir mit unserem Abfall über Nacht machen sollen. Der höchste Punkt sind unsere Sandbleche wo wir ihn aufhängen könnten, aber da kommt ein vorwitziger Bär leicht ran...und Bären sind neugierig, also müssen wir damit rechnen, dass er oder sie beide in der Nacht bei uns vorbei kommen. Mangels Alternative lassen wir den Abfall auf gut Glück auf dem Tisch, lassen aber auch die leeren Flaschen stehen, mit dem Hintergedanken, dass wir erwachen, falls meister Petz Draussen rumlärmt. Wir schlafen, wohl dank der endlich kühleren Temperaturen tief und fest, und als wir am Morgen aufstehen, hat der fellige Kollege eine ganz schöne Sauerei mit dem Müll hinterlassen. Und das Schlimmste: ich habe meine Lieblings FlipFlops draussen vergessen, und nun fehlt der Linke! Der Lümmel hat einen meiner Schuhe geklaut! So ein Mist, die waren richtig bequem! Wir hoffen, dass ihm die Herumtragerei seiner Beute irgendwann verleidet ist, und er ihn hat fallenlassen. Also suchen wir das hohe Gras ab, die Wege, treffen auf Schildkröten die auch nicht weiterhelfen können, und finden - oh Wunder - meinen unversehrten FlipFlop direkt am Wasser. Er ist ein bisschen mit Bärenspucke zugeschmoddert, aber sonst einwandfrei. Ich freue mich. Danke Bär.

19.8. - 31.8. Tatvan - Van und Umgebung

 

Zurück am See kommen wir erstmal in die Stadt Tatvan. Keine Perle aber durchaus geeignet um die nötigen Vorkehrungen zu treffen um ein paar Tage am See zu stehen. Das Gewusel geht uns ziemlich rasch auf die Nerven, wir stehen wieder mal im Stau, also schnell einkaufen, tanken und wieder raus. Unterwegs füllen wir an einem der vielen Brunnen im Land noch Wasser und nehmen ab sofort auch unseren Zusatzwassertank in Gebrauch. Ab sofort sind also 200 Liter Wasser an Bord, was auf die Tage wo wir autark sind, ziemlich viel ausmacht. Wenn wir also an einen tollen Platz kommen, wo wir lange bleiben wollen, uns ein bisschen disziplinieren im Wasserverbrauch, reicht der nun 7-10 Tage. Je nach Kocherei und am See sowieso. Da geht Seewasser ja auch zum Abwaschen.

 

Auf einer kleinen Halbinsel finden wir einen wunderschönen Platz und bleiben erst mal vier Tage. Schöne Aussicht auf den blauen See, immer ein bisschen Wind und dies so bei 30°. Jeden Tag wechseln die Camper oder Picknicker die kommen und gehen, wir lernen diese und jene kennen, aber gute Travelbuddies für den Iran sind nicht dabei. Eine nette deutsche Familie ist auch auf dem Weg, aber die haben nur wenig Zeit und wollen am nächsten Tag bereits zur Grenze. Also geniessen wir das Nichtvieltun, und plaudern mal mit diesen und mal mit jenen. Eine türkische Familie fragt, ob sie ihr Grillfleisch bei uns in den Kühlschrank geben dürfen, da es sonst verdirbt. Aber klar doch. Später am Tag bringen sie uns dann einen schönen Teller mit frisch grilliertem bei uns vorbei. Sehr nett.

 

 

Natürlich wollen wir uns auch Van, den Hauptort ansehen. Cruisen entlang des Sees, begegnen nun auch grösseren Rinder- und Schafherden, da das Tal grün und gut mit Wasser versorgt ist, ansonsten wenig besiedelt, nur viel Landwirtschaft. Van ist eine Stadt mit einer halben Million Einwohner. Für uns zählt, dass es eine Wäscherei hat, gutes Gemüse und Früchte, nochmal ein paar Flaschen Wein bevor die Trockenzeit beginnt und vielleicht noch etwas Gutes zum Zmittag. 

 

Wir finden ein nettes Resti, welches zwar noch leer ist, aber die Einheimischen gehen nicht vor 13.Uhr Mittagessen, und es macht einen sauberen und gepflegten Eindruck. Die Mädels und Jungs im Service, kichern, geben uns die türkische Speisekarte, kichern weiter und zeigen uns dann die Seite mit den Bildern. Sehr gut. Wir hätten Bock auf Iskander, der ist aber nicht auf der Karte. Kein Problem, meint die lustige Truppe, und eines der etwas vorwitzigeren Girls, packt ein paar Brocken Englisch aus. Wir bestellen also und setzen uns an einen der vielen freien Tische. Ein kleiner Junge flitzt geschwind aus dem Resti und kommt nur ein paar Minuten später mit zwei frischen Fladenbroten zurück. Das ist ja mal Einsatz. Wir sehen in der offenen Küche wie gewerkelt wird. Alles total frisch gemacht und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wirklich mega fein, mit frischem Salat vorneweg und einer Paste aus getrockneten Tomaten und Kräutern - super! ...und lustig wars auch. 

 

Wir fahren als nächstes aus der Stadt in das Viertel der Autoschrauber. Ein grosses Gebiet in dem alles was das Autofahrerherz begehrt zu haben ist. Werkstätten für alles Mögliche aber natürlich auch Ersatzteile. Wir interessieren uns für eine zusätzliche Aufschrift. "Schweiz" in Arabisch. Wir haben festgestellt, dass bereits hier in der Türkei "Schweiz" oder "Switzerland" keine Erkennung findet, und unser "Suiza" sowieso nicht, also möchten wir zumindest für die arabische Halbinsel eine verständliche Version. Als wir beim "Autobeschrifter", den wir auf dem Internet gefunden haben ankommen, nehmen sie sich unseres Problems sofort an, und dank Google Translate verstehen wir uns auch. Der Juniorchef, bestimmt noch keine 20 kann ein paar Worte Englisch und lässt uns in sein Office, während die anderen Arbeiter einen grossen Omnibus beschriften. Akribisch sucht er die korrekte Übersetzung im Netz, und gibt sich richtig Mühe. Leider findet er keine Schrift die in seinem Programm in guter Qualität zu verarbeiten ist. Er entschuldigt sich wortreich und wir beschliessen, das Unterfangen auf Kuwait zu verschieben. Dann importieren wir zumindest auch keine Rechtschreibfehler.

 

Auch an diesem Tag finden wir wieder einen wunderbaren Platz am See. Diesmal oberhalb eines Strandes, direkt an einen riesigen Fels gekuschelt. Unten an der Beach ist zwar viel los, aber bei uns ist es schön einsam. Wir packen unsere Einkäufe von Van aus. Wir waren nämlich in einem tollen Laden mit frischem Tee und Kaffee, und wie in Istanbul konnten von dem feinen Tee kaufen, der kalt angerührt werden kann. Tinu hat zudem für sein Mokka Kupferkännchen noch einen Mokka mit Pistazie gekauft - alles wollen wir sofort ausprobieren. Und um es gleich vorweg zu nehmen. Richtig schöne Verpackungen, so etwas wie ich es immer gerne zu Hause im Schrank habe. Aber leider - in diesem Fall - nicht sehr lecker. Wir sitzen jetzt also auf Tee der nicht richtig schmeckt und auf Kaffee, mit dem wir nicht richtig wissen was wir damit machen wollen 😅.

Langsam wächst auch unsere Vorfreude auf den Iran. Wir haben uns eine tolle Route zusammengestellt. Sollten die politischen Verhältnisse schwierig werden, könnten wir das Land ziemlich rasch wieder verlassen. Und sollten wir uns sicher fühlen (was ganz viele die wir kennen im Moment tun), dann bleiben wir für unsere Route vielleicht 4-6 Wochen. Mal schauen.

 

 

 

Türkei: 7 Wochen / 3100 km

 

Fazit Türkei: Das absolute WoMo Land. Wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft, Wildstehen für Camper kein Thema, dies meist auf grossartigen Plätzen und zudem noch sicher, einfache Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser, nette Menschen die immer interessiert sind aber dennoch die nötige Distanz wahren, feines Essen, tolle Bazare und natürlich viel Spannendes, wenn man sich für Geschichte interessiert. Das Land ist riesig. Man könnte also problemlos mehrere Monate in der Türkei verbringen. Denn da ist ja noch Kappadokien!🥰

3100 km in der Türkei
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