25.12.2024 Border Run - Weihnacht
Von unserem letzten Platz irgendwo im Nirgendwo von Oman, machen wir uns auf in Richtung Grenze. Ziemlich früh, obwohl dies bestimmt eine easy Grenze werden wird. Aber es ist eine Grenze und erfahrungsgemäss kann da zeittechnisch alles passieren ...
Wir fahren auf das fast menschenleere Areal zu, passieren das Gate, überall werden wir nett verabschiedet von den Omanis. Im ersten Gebäude lassen wir das Carnet de Passage abstempeln, im zweiten unsere Pässe. Fix. Rollend geht es weiter auf den Boden der Vereinigten Arabischen Emirate. Ein Scanner für Fahrzeuge ist so aufgebaut, dass man einfach durchfahren kann, ohne grosses Getöse, Formulare, Zahlung und Quittung wie anderswo - geht doch!
Unser Carnet wird diesmal gestempelt (beim letzten Besuch vor zwei Monaten wurde es nur elektronisch erfasst), die Pässe ebenfalls. Keiner kontrolliert den Innenraum vom Indy - nix. Alles läuft wie geschmiert, aber als wir fragen, wo das Büro für die Autoversicherung ist, meinen die Grenzer dies sei geschlossen worden. Ups, und wo bekommen wir die Versicherung her? Grosses Nichtwissen, Schulterzucken und Staunen. Ach so, Versicherung. Hmmm?
Sie bemühen Google und legen sich wirklich ins Zeug um uns zu helfen. Sie zeigen uns den Standort eines Headoffices einer Versicherung, nur ein paar Kilometer in Richtung Al Ain. Wir versuchen unser Glück und rollen von der Grenze weg. Der ganze Übertritt hat keine Stunde gedauert und nix gekostet, da wir als Schweizer kein Visum brauchen.
Wir finden den Standort der Versicherung ganz leicht, im Gebäude hat es zahllose Büros mit gelangweilten Mitarbeitern. Wenn sie uns erblicken, sieht man fast die Panik in ihren Augen. Aaaarbeit! Sie schicken uns von A nach B und noch lieber nach C. Auf jeden Fall will sich keiner mit einem ausländischen Fahrzeug den gemütlichen Nachmittag versauen. Wir zeigen ihnen die Police der Versicherung die wir vor zwei Monaten hatten, und sagen, dass wir nur die erneuern möchten. Keine Chance. Nein, nicht hier. Auf keinen Fall.
Wir suchen das Gebäude nach einem willigen Versicherungsbroker ab, aber haben leider kein Glück. Ein Security-Mann fragt uns, ob wir Hilfe bräuchten? Ja, und wie. Wir schildern ihm die Situation und zeigen ihm die abgelaufene Police die wir erneuern möchten. Kurzerhand nimmt er die Sache in die Hand. Er ruft im Headoffice an, was wir nicht können, weil wir natürlich noch keine SIM Karte für die V.A.E. haben. Ein bisschen hin und her mit den Versicherungsmenschen, dann gibt er uns leider eine Absage. Die wollen oder können das leider nicht machen. Aber dieser Security-Mensch war richtig bemüht und nett, danke dafür!
Richtung Stadtzentrum von Al Ain parken wir bei einer grossen Mall um eine SIM Karte zu erstehen. Tinu macht sich auf den Weg, ich mache mal ein Müsli. Irgendwann kommt er wieder raus, ich bin immer noch dabei Früchte zu schnippeln. Er meint etwas hektisch, wir müssen uns rasch abfahrbereit machen, ein Mädel vom Telefonanbieter hat sich offenbar bereit erklärt, uns zum Office der Autoversicherung zu fahren. So nett. Sie ist aus der Gegend und kennt sich aus. Daher hat Tinu beim Plaudern mit ihr erwähnt, dass wir die Versicherung suchen und sie wusste sofort Bescheid. Ist in ihr Auto gehüpft und fährt uns fast eine halbe Stunde durch die Stadt voraus. Mega!
Wir landen in irgend einem Hinterhof, wo das Mädel, ganz in Tschador, sich von uns verabschiedet und uns alles Gute wünscht. Also ehrlich, so super nett! Wir essen erst mal unser mittlerweile pampiges Müsli, bevor wir in das von ihr gezeigte Gebäude gehen und die Versicherung suchen. Als wir eintreten hat der Mitarbeiter schon diesen einen typischen Gesichtsausdruck der sagt: Oh, Mann das auch noch - geht doch ein Büro weiter! Er winkt ab, also hier werde diese Versicherung nicht gemacht. Und er sowieso nicht. Er schaue mal, ob eventuell sein Kollege...
Sein Kollege kommt ziemlich zerknittert aus seinem Office, ups Mittagsschlaf unterbrochen. Er winkt nicht direkt ab, aber seine Unlust ist auch greifbar 🥱...Er verlangt Fahrzeugausweis, die alte Police und Fahrausweis. Oh, wir sind guter Dinge, dass das jetzt klappt, denn soweit waren wir noch nie. Die beiden Männer versuchen unsere Papiere zu scannen, brauchen dafür Ewigkeiten...Tücken der Technik. Dann verschwindet der zweite wieder und kommt etwa nach 20 Minuten zurück. Wir erwarten eigentlich die fertige Police, aber er meint wir müssten das doch selber elektronisch erfassen. Unter dem Strich kann man sagen, dass die zwei nichts auf die Reihe gekriegt haben.
Es sind mittlerweile bestimmt vier Stunden vergangen, und wir haben immer noch keine Versicherung. Aber wir haben auch keinen Bock mehr. Wir bringen also unsere Schmutzwäsche von mittlerweile fast sechs Wochen zu einer Laundry mit richtig guten Rezensionen. Der Typ ist richtig nett. Ich erkläre ihm, dass wir die Wäsche gerne am nächsten Tag zurück hätten - wir wollen nicht der Wäsche wegen irgendwo bleiben, wo wir nicht sein wollen. Er meint das sei knapp, aber er gibt sich so Mühe! Ich sage ihm, dass die Wäsche nicht gebügelt sein muss, nur gewaschen und getrocknet. Das geht dann bestimmt schneller. Er will unsere Telefonnummer und meint er melde sich wieder.
Eigentlich ist heute ja Weihnacht, aber mir ist gar nicht zum Feiern zumute. Ich hab irgendwas aufgelesen, und schmeisse mich mal mit Neo Citran ins Bett. Tinu versucht nochmal vergebens die Versicherung elektronisch zu erfassen, dann gibt auch er auf. Bei uns gibts Penne allarabiata, that's it. Aber immerhin mit einem Glas Wein, denn wir sind ja wieder in den Emiraten, wo es sowas zu kaufen gibt. Wir telefonieren noch kurz mit Zuhause, weil auch das wieder funktioniert, dann schmeiss ich mich schon wieder in die Heja.
Später meldet sich der Typ mit von der Wäscherei. Er schickt die Auflistung unserer Teile - z.B. 24 T-Shirts!! Oh, das wird teuer, denn ein T-Shirt soll gemäss Preisliste die er schickt 1.- kosten. Wir sagen ihm nochmal, dass die Preise in Ordnung sind, dass er aber nix zu bügeln braucht, und daher vielleicht einen Spezialpreis machen kann?! Er meint, wir sollen ihm sagen, was wir zahlen können. Wir seien ja Reisende die sowieso kein Geld haben, und selbst wenn wir nichts bezahlen können, sei es ihm eine Freude uns die Wäsche zu waschen. Wir seien in seinem Land ja Gäste. He? Der Typ ist sooo herzig! Wir sagen ihm, die Preise seien total in Ordnung. Wenn wir per Kilo Wäsche zum Waschen geben, ist das in der Regel etwa 10 U$ per Maschine. Also hier vielleicht 20 U$. Das sei total in Ordnung für ihn, er melde sich wenn alles fertig sei. Am nächsten Tag, pünktlich wie eine Schweizer Uhr meldet er sich als die Wäsche fertig ist. Er fragt ob er sie uns irgendwohin liefern darf. Liefern! Nein, wir holen sie ab, denn wir haben ja kein fixes Hotel. Die Wäsche ist top, alles gefaltet und sauber. Herzlichen Dank nach Pakistan. Einmal mehr - die Pakistanis sind wirklich super nett! Und zwar wirklich alle die wir bisher auf dieser Reise kennengelernt haben!
26.12. Al Ain - Abu Dhabi
Am Morgen versucht Tinu nochmal sein Glück mit der elektronischen Autoversicherung - und siehe da, wir sind mittlerweile stolze Besitzer einer Police. Tinu findet im Internet eine kleine Werkstatt die Autobeschriftungen anbietet. Wir möchten ja seit der Türkei unsere Aufschriften "Schweiz" "Suiza" um Schweiz in Arabisch ergänzen. Diesen Laden gibt es leider nicht mehr, aber zwischen all den Pneuhändlern, Autopolsterern, Ersatzteilhändlern, Autolackierern und so weiter, findet sich dann um einige Ecken doch noch einer der Beschriftungen macht. Er nimmt kurz Mass, versichert sich nochmal was wir genau wollen, ca. 5 Minuten später klebt unsere Ergänzung der "Schweiz" in Arabisch. Wir bemühen dennoch kurz Google Lens. Tatsächlich: Es heisst "Schweiz". Wir freuen uns!
Nun ist es bereits etwa 10.00 Uhr. Dabei wollten wir früh zum Camel Souk. Also fahren wir auf direktem Weg raus aus der Stadt, denn in der Nähe der Mall wo wir gestern die SIM Karte gekauft haben, ist der grosse, tägliche Tiermarkt. Kamele, Ziegen und Schafe werden dort zum Kauf angeboten und natürlich auch das dazugehörende Futter, Zaumzeug etc.
Hui, so viele junge hübsche Kamele! Ein Junges würde man bereits ab 250 CHF bekommen, ein ausgewachsenes ab etwa 1000 CHF. Die Hirten bei den Tieren sind alles Sudanesen. Wie bei Saad in Saudi Arabien, stellt man offenbar, wenn man es sich leisten kann, einen sudanesischen Kamelflüsterer ein. Die Kompetenz dieser Menschen ist greifbar. Sie wissen alles über die Tiere und geben uns auch gerne Auskunft. Es wird verhandelt, vorgeführt, gewählt, gefeilscht und dann bezahlt und verladen. Die Kamele sperren sich und wollen nicht auf die Ladeflächen der teils kleinen Pickups. Aber die Hirten und Käufer machen kurzen Prozess. Seitlich werden die Kamele auf die Ladefläche gekippt, die Füsse werden zusammengebunden, und dann können sie nur noch der Dinge harren die da kommen.
Hübsche kleine Zicklein wären auch zu haben, oder sogar grosse Zebubullen. Aber wir lassen die Viecher wo sie sind, amüsieren uns über ausgebüxte Kamele, die mühselig wieder eingefangen werden müssen, machen lustige Fotos und freuen uns über den ersten so grossen Kamelmarkt den wir sehen.
Später besuchen wir eine der grossen UNESCO-Welterbe geschützten Oasen im Zentrum der Stadt. Auf einigen Hektar bietet die historische Grünanlage Einblicke in das Leben der Einwohner dieser Region. Für das ausgeklügelte Bewässerungssystem haben die Ingenieure viele Auszeichnungen bekommen. Von kleinen Pflanzen wie Gerste, über Sträucher wie Feigen, Granatäpfel und Bananen, bis zu den grossen schattenspendenden Dattelpalmen und Neembäumen hat hier alles seinen Platz. Die Plantagen werden auch heute immer noch gepflegt und die Früchte abgeerntet.
Nachdem wir beim netten Paki die Wäsche abgeholt haben, fahren wir auf den Jebel Hafeet - den Hausberg der Stadt. Mit 1350 M.ü.M. ist er mit Abstand die höchste Erhebung in der ganzen Region. Mit viel Aussicht geniessen wir unseren Risotto mit Salat, werden ab und zu von Einheimischen angeplaudert, einer kommt sogar und will Essen bestellen - wohl weil es gut riecht. Aber ähhm nein, wir sind kein Food Truck und kochen nur für uns🤣.
Später kommen zufällig noch Hans und Almut angerollt, und so haben wir wieder wen zum Plaudern...
27.12. Zurück in Dubai
Wir wurden schon vermehrt gefragt, warum wir wieder zurück in die Emirate gehen. Tja, man kann wohl nur sagen; weil wir begeistert waren. Wieder in Dubai verbringen wir die ersten Nacht am Kite Beach, auch da finden wir trotz grossem Andrang einen guten Parkplatz, flanieren dem Beach entlang, Tinu geht ins Wasser, mit ist es echt schon zu kalt. Bestimmt 10 Grad kühler als vor gut zwei Monaten. Wir wechseln am nächsten Tag den Ort und parken in der Marina bei den Ausflugsschiffen. Auch hier parken wir wieder sicher und kostenlos, zentral gelegen, mitten zwischen Lamborghini in den grellsten Farben, Dodge Vipers, dreiachsigen Mercedes G oder Rolls Royce Phantom Cabrio mit orangenem Leder. Es wird ein bisschen geprotzt und geklotzt.
Wir bummeln zum Bluewater Beach wo richtig der Bär tanzt. Unglaublich viele Urlauber geniessen die schönen Restaurants, Eisdielen und Geschäfte. Am Abend wird hier während 30 Tagen zweimal eine Drohnenshow mit 1000 Drohnen gezeigt. Anstatt Feuerwerk quasi. Die ist mega! Dauert 12 Minuten, ist knall- und rauchfrei, stört also niemanden. Am Abend sind die Temperaturen richtig angenehm, nicht so kalt wie in den Wadis.
Auch am nächsten Tag wechseln wir den Standort, fahren erst zu meinem Friseurtermin im 52 igsten Stock des Sheraton Grand Hotels. Tinu gönnt sich in der Zeit eine nette Massage im Sheraton SPA und frisch geknetet und mit gestreckten Haaren treffen wir uns wieder im Indy. Tja, diese syrischen Männer beim Frisör waren jetzt nicht meine Lieblingsfrisöre (auch wenn alle toll gesungen haben🥳), aber die Haare sind wieder mal gefärbt, die Spitzen geschnitten und so kann ich flott ins neue Jahr starten. ( Die Beste war eh Ilana in Swakopmund. Aber Namibia ist halt auch nicht immer um die Ecke).
Wir stehen in dieser Nacht in Deira Al Seef, 400 Meter vom Ort wo unsere Indische Diner Cruise durch den Dubai Creek startet. Die Altstadt ist sowieso schön, und stehen tun wir da auch ruhig. Die Holzdhows sind über Nacht geparkt, Hotels schön beleuchtet und die Souks richtig lebendig. Kein Vergleich zum 2022 wo wir auf dem Weg nach Südafrika hier Halt gemacht haben. Damals so kurz nach Covid, war vieles leer oder geschlossen oder schlicht und einfach noch nicht wieder von Touristen erobert worden.
Wir geniessen auf unserer Dhow ein indisches Buffet, indische Live-Musik und die Aussicht. Wir haben nette Nachbarn aus Kashmir und kommen mit ihnen ins Gespräch. So viele unterschiedliche Menschen kreuzen auf dieser Reise unseren Weg. Wir mögen das!
31.12.2024
Für die grosse Silvestersause stehen wir mit den Hamburgern Ruben und Helen und einigen einheimischen Trailern beim Secret Beach. 34 Standorte mit Feuerwerk soll es in Dubai geben. Wir sind gespannt was sich in unserer Umgebung alles tun wird. Auf jeden Fall haben wir beste Sicht auf den Burj Khalifa und den Burj al Arab.
Wir wünschen allen Freunden rund um den Globus von Herzen ein glückliches und gesundes neues Jahr!
🍀